Samstag, 07. Juli 2018: Aufstieg zur PAYER HÜTTE
Christian und ich fahren um 10.30 Uhr in Olang los, essen unterwegs auf der Töll zu Mittag und in Rabland erwartet uns schon der Bergführer MARTIN ABLER. Christian kennt ihn schon und so sind erste Kontakte gleich geknüpft.
In Spondinig zweigen wir von der Vinschgauer-Straße ab und in Gomagoi verlassen wir die Stilfserjoch-Straße und biegen links nach Sulden ab. An der Talstation des Zweiersesselliftes Langenstein erwartet uns schon Hannes, der von Zürich über den Flüela- und Ofenpass angereist ist. Er hat die längere Anreisestrecke wie wir.
Mit dem Sessellift und unseren schweren Rucksäcken fahren wir hoch zum K2-Langenstein-Restaurant und starten dort unsere Bergtour zur Payerhütte.
Der Markierung 4 folgend queren wir Moränenschutt und begraste Steilhänge und gelangen zur Tabarettahütte auf 2.556 m. Von dort geht es auf teils felsigen, steilen Hängen empor, wie uns unser Bergführer Martin erzählt, in die Bärenkopfscharte, querend zur Tabarettascharte und am Grat empor zur Payerhütte auf 3.020 m. Nach nicht ganz 2 1/2 St. Gehzeit erreichen wir unser angestrebtes Ziel und übernachten dort.
Die Payerhütte wird im Jahr 1875 von der Sektion Prag des Deutsch-Österreichischen Alpenvereins erbaut und nach dem Kartographen und Polarforscher Julius von Payer benannt. Sie befindet sich seit 1999 im Eigentum der Autonomen Provinz Bozen-Südtirol und wird schon seit über 30 Jahren von der Fam. Wöll bewirtschaftet.
Wir stillen Hunger und Durst im 2. Turnus - es sind an die 80 Bergsteiger auf der Hütte - und werden bedient von Frauen im Dirndl, eine sehr positive Überraschung. Hüttenschluss ist um 22.00 Uhr und wir begeben uns rechtzeitig in unser, von Martin bereits vorgemerktes Vierbettzimmer.
Sonntag, 08. Juli 2018: Aufstieg zum ORTLER
Frühstück im 1. Turnus bereits um 4.00 Uhr; Martin gibt uns einige Tipps, die wir gerne befolgen.
Abmarsch bereits um 4.30 Uhr, nachdem uns der Bergführer ins Seil genommen hat, als ersten nach ihm den Senior, dann Hannes und Christian.
Warme Kleidung in der Früh ist von Vorteil, Helm auf den Kopf, Pickel in die Hand, Stirnlampe an und los gehts. Mitgenommen im Rucksack wird nur das Allernotwendigste, unnötiges Gewicht wird in der Hütte deponiert.
Wir gehen auf einem der beeindruckendsten Normalwege in den Ostalpen (so steht es im Internet zu lesen), folgen dem Pfad südwärts und sehen vor uns einige Lichter früherer Aufbrecher. Unser Bergführer Martin gibt uns ein gemütliches Tempo vor und wir bewegen uns in Richtung Tabarettaspitze und immer wieder drahtseilversichert geht es auf und ab bis zur Schlüsselstelle, eine relativ steile, mit Ketten versicherte Felswand,
Unser Bergführer Martin Abler |
Wir kommen gut voran, ohne Stau, im IIer und IIIer Felsgelände auf teils engen Steigspuren, wo Schwindelfreiheit und Trittsicherheit gefragt ist.
Schlussendlich gelangt man zum Gletscher und zu einem etwas breiteren Platz der geeignet ist zum Anlegen der Steigeisen, das Entledigen der Stirnlampen und das Aufsetzen der Sonnenbrille. Ein Schluck Tee ist auch gefragt.
Die Schneeverhältnisse sind gut; es sind keine Eisstellen zu überwinden. Über einen steilen Hang gelangen wir auf eine kurze Ebene, wo eine Notunterkunft steht.
Über einen weiteren Gletscheraufschwung geht es nach Süden und zum Glück sind keine Gletscherspalten über Leitern zu überwinden, denn das wäre für mich ein Novum gewesen.
Auf ca. 3.800 m trinken wir nochmals einen Schluck Tee und bei
herrlicher Sicht und guten Windbedingungen sehen wir schon das Kreuz auf dem Ortler und nicht nur dieses, auch die umliegenden Gipfel, die uns Martin erklärt, erstrahlen in hellem Sonnenlicht.
Wir besteigen den Gipfel über den Westrücken, zu dem man über einen Bogen gelangt. Wir erreichen ohne Schwierigkeiten den Gipfel des ORTLER auf 3.905 m mit dem schönen Gipfelkreuz, wo sich auch die Bergsteiger, die über den Hintergrat aufsteigen, zu uns gesellen. Ein kräftiges "Berg Heil" ist der erste Gruß auf dieser Höhe mit einem Blick zum Himmel und dank der Gesundheit darf ich dies noch erleben.
Ich bin überwältigt auf diesem höchsten Gipfel der Ostalpen und Tirols stehen zu dürfen, zudem noch mit meinen beiden Söhnen Christian und Hannes - alle drei zum erstenmal auf dem Ortler - ein einmaliges Glückserlebnis in meinem Alter. Dies ist mir auf dem Gipfel, den wir unter der sicheren Führung von Martin um 8.00 Uhr erreichen, bewusst und ich lasse meinen Gefühlen freien Lauf.
Eine Anmerkung am Rande: es ist mein 60.er Dreitausender und zugleich die
Krönung meines Bergsteigerlebens.
Eine herrliche Fernsicht ist uns sicher und wir sehen in der nahen und weiteren Umgebung gar einige Gipfel wie Königspitze, Cevedale, Piz Bernina, Adamello, Brenta, Weißkugel, Hohe Wilde, Zuckerhütl, um nur einige zu nennen.
Königspitze |
Wir kommen gut voran und nach dem Gletscher entledigen wir uns der Steigeisen. Auch die Steilstufen bereiten uns keine Probleme, kommen wir doch ohne Stau durch, dank unseres kundigen und umsichtigen Bergführers. Ich muß dazu noch anmerken, dass der Abstieg für mich schwieriger als der Aufstieg ist und man konzentrierter zur Sachen gehen muß. Auch zum Schluss gäbe es noch ausreichend Stellen, an denen Ausrutscher fatal wären.
Zufallspitzen links - Cevedale rechts |
Mit dem Sessellift geht es zurück ins Tal nach Sulden. Ankunft dort gegen 15.00 Uhr.
Auf- und Abstieg beide Tage zus.: jeweils 1.900 m - Strecke: 14 km - 10,5 St. reine Gehzeit
Zum Schluss noch ein paar Dankesworte: zuerst ein aufrichtiges "Vergelt's Gott" an meine zwei Söhne Christian und Hannes, die mir dieses wunderbare Erlebnis als Geschenk zu meinem runden Geburtstag ermöglicht haben, auch wenn ich anfangs skeptisch war.
Mit euch beiden auf dem Gipfel zu stehen war der Höhepunkt.
Ein besonderer Dank gilt dem sympathischen, ruhigen, gewissenhaften und umsichtigen Bergführer Martin, bei dem ich immer ein sicheres Gefühl hatte, sonst wäre die Besteigung des Ortlers meinerseits auch nicht möglich gewesen. Wir haben uns wunderbar unterhalten und eine Bergtour mit ihm in der Schweiz nächstes Jahr haben Hannes und Christian schon in Erwägung gezogen.
Wir verabschieden uns von Hannes, der zurück nach Zürich fährt und wir über den Vinschgau nach Rabland, wo uns Walli zu einer Marende einlädt. Danke auch dafür.
Dem Martin sagen wir auch Aufwiedersehen und fahren der Heimat zu, wo Christian und ich um 19.00 Uhr in Olang eintreffen.
Dies eine etwas ausführlichere Beschreibung einer Bergtour, ist es doch der Höhepunkt meines Bergsteigerlebens.
BERG HEIL
Foto von Lois Kuen eine Woche zuvor |
N.B.: Es sind auch Fotos von Christian und unserem Bergführer Martin dabei.
7 Kommentare:
Hallo Paul,
noch einmal Gratulation.
Wunderbarer Bericht und schöne Fotos,
ja das ist ein Glück, dass man das in deinen "jungen" Jahren, mit deinen Söhnen
erleben darf.
lg.Margit
Lieber Tata, es war uns eine Ehre und ein eindrückliches Erlebnis. Wie schön, dass wir diesen Tag mit dir erleben durften und ein grosses Lob wie gut du die Tour geschafft hast. Das wird uns allen lange in Erinnerung bleiben.
Ein grosses Dankeschön auch an unseren Bergführer Martin. Ich kann ihn nur wärmstens empfehlen.
Paul, gratuliere zum Gipfelerfolg
hallo paul, gratulation für deinem erfolg, es ist ein abenteuer und glück mit deinen jungs das zu erleben. lg. verbunden mit einer berg heil umarmung.
Auch meinerseits Gratulation und viele weitere schöne Bergtouren mit deinen Buibn! L.G. Wolfgang
Hallo Paul,
du wirst dich jetzt doch hoffentlich nicht zum fanatischen Höhenbergsteiger entwickeln?
Wir freuen uns mit dir über dieses einmalige Berg- und Glückserlebnis, das dir von deinen beiden Söhnen geschenkt wurde - Momente die das Leben reicher machen.
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