Mittwoch, 27. Juni 2018

Jakobsweg Bodensee - Zürichsee - Einsiedeln

Montag, 18.06.18: RORSCHACH - HERISAU
Am Samstag, 16.06.2018 fahren wir (Zilli und ich) nach Feldmeilen zur Familie vom Sohn Hannes.

Am Montag, 18.06.18 beginne ich meinen Jakobsweg in der Schweiz. Hannes bringt mich um 7.00 Uhr nach Meilen, ich fahre mit der Fähre nach Horgen, wo mich bereits Kathi erwartet und sie bringt mich in ihrem Auto gütigerweise nach Rohrschach zum Hafen. Nocheinmal herzlichen Dank dafür.

Dort beginnt mein PILGERWEG nach EINSIEDELN.
Gleich am Start treffe ich 2 französische Pilger, die die gleiche Strecke vor sich haben. Zum guten Start gehört ein Abstecher zum Jakobsbrunnen, aber vor lauter Aufregung verpasse ich dieses Vorhaben.
Rohrschach am Südufer des Bodensees (ca.9.500 Einwohner im Kanton St. Gallen) ist schon seit alters her ein wichtiger Ausgangsort am Jakobsweg. Früher erreichten viele Pilger, die zumeist aus Deutschland kamen, mit dem Schiff aus Richtung
Lindau das hübsche Städtchen am Bodensee und setzten hier ihren Weg fort.
Der St. Galler Weg führt über das sehenswerte St. Gallen, weiter über Herisau nach St. Peterzell. Er durchzieht dabei das wunderschöne Hügelland des Toggenburger und Appenzeller Landes.
Den Jakobsschildern folgend gehe ich gemeinsam mit diesen 2 Franzosen ein Stück des Weges. Die Beschilderung ist perfekt und den Wegweiser mit der Nr. 4 präge ich mir ein. Am Schloss Sulzberg vorbei gelange ich nach Untereggen mit herrlicher Aussicht auf den Bodensee. Über die sagenumwobene Martinsbrücke gelange ich zum Ortsteil Schaugen. Hier treffe ich eine schweizer Pilgerin; mit ihr gehe ich bis nach St. Gallen. Dort halte ich mich ungefähr zwei Stunden auf, wandere durch die schöne Altstadt, kehre in die Stiftskirche mit ihren Zwillingstürmen zu einem Gebet ein und verlasse nach der Mittagspause diese wunderschöne Stadt. Sehenswert ist auch noch die  Stiftsbibliothek, von der UNESCO aufgenommen in die Liste des Weltkulturerbes.

Der Name St. Gallen stammt vom Wandermönch Gallus. In der auf über 700 m ü.M. liegende Stadt leben ca. 76.000 Einwohner.
Am weiteren Pilgerweg treffe ich auf die Kapelle "Maria Einsiedeln", die leider versperrt ist, wie auch einige andere Kirchen unterwegs.
Den Ort Bruggen durchquere ich neben der Hauptstraße. Von St. Gallen bis hierher ist viel auf Asphalt zu gehen, was nicht sehr
angenehm ist.
Am Gübsensee ist es schattig und einladend auf dem Schotterweg zu gehen. Der Stausee ist seit 1928 ein Naherholungsgebiet. Er gewährt Pflanzen und Tieren eine natürliche Entfalgung. Heute ist das Gebiet um den Gübsensee ein Gelände, das Menschen, Pflanzen und Tieren Ruhe und Erholung bietet.
Die Stadt Herisau ist in Sicht und Hannes hat mir dort in einem Gasthaus die erste Übernachtung gebucht. Ich treffe dort um 18.00 Uhr ein und gönne mir auch ein warmes Abendessen.
Frühzeitig gehe ich ins Bett und ruhe mich aus.
710 m Aufstieg - 350 m Abstieg - 24 km - 6 3/4 St. reine Gehzeit


Dienstag, 19.06.18: HERISAU - WATTWIL
Nach dem Frühstück starte ich wiederum auf dem Jakobsweg in Herisau im Appenzellerland um 8.00 Uhr; bisherige Wanderung im Kanton St. Gallen.
Im Städtchen Herisau, Hauptort des Kantons Appenzell mit ca. 16.000  Einwohnern, mache ich noch Fotos von den Bürgerhäusern.
Über sanfte Bergwiesen und Spazierwege durch Mischwälder gelange ich zum Weiler Nieschberg, wo man noch einen herrlichen Ausblick auf Herisau und den fernen Bodensee hat. Auf dem Weg zum Hörnlipass und auch nachher, treffe ich auf wunderbare Bauernhäuser und sehe in den Lüften einzelne Bussarde und mehrere Mali-Amaranten aus der Familie der Prachtfinken.
Der Jakobsweg ist heute sehr angenehm und einladend, führt er doch über sanfte Wiesen und durch schattenspendende Mischwälder, mal auf und mal ab, zum Säntisblick, nach Risi und über die Hügelkette auf den "Sitz". Beim Gasthaus Landscheidi mache ich eine kurze Trinkpause, bevor der Abstieg ins Neckertal beginnt.
In St. Peterzell, wiederum im Kanton St. Gallen, ist Mittagspause angesagt und ein Abstecher in die barocke Pfarrkirche gibt Gelegenheit zu einem Gebet.
Nun geht es in der warmen Nachmittagssonne am "Bädli" und Streusiedlung Niderwil und Heiterswil und zum Aussichtspunkt Scherrer mit dem Gasthof Churfirsten, ca. 4 km vor Wattwil, wo meine zweite Unterkunft gebucht ist. Ankunft dort um 16.00 Uhr. Ich bin wiederum einziger Pilger, wie schon am Abend zuvor.
Nach dem Verdauungsspaziergang in der Abendsonne gehe ich wiederum frühzeitig ins Bett.
970 m Aufstieg - 730 m Abstieg - 21 km - 6 1/2 St.

Rotes oder Falcksches Haus in St. Peterzell
Haus zum "Bädli"

Mittwoch, 20.06.18: WATTWIL - RAPPERSWIL
Gütigerweise hat man mir das Frühstück frühzeitig bereitgestellt und ich konnte so um 6.30 Uhr starten, nachdem ein heisser Tag vorausgesagt ist und ich einen langen Weg zu bewälitgen habe.
1 Stunde Gehzeit benötige ich für den Abstieg nach Wattwil, der durch schön gemähte Wiesen führt und ich in der Früh 3 Füchse in der Nähe eines Bauernhofes beobachten konnte.
Nun geht es aufwärts, an der Burgruine Iberg vorbei hinauf zur Schlosswies, Laad und der Passhöhe Oberricken. Nach Walde und Rüeterswil gelange ich zur St. Ursula Kapelle. Der dortige schöne,  ferne Ausblick auf den Zürichsee lässt mich an mein Etappenziel denken.

Bezikon und Bifang lasse ich hinter mir und gehe dann kurz in die  Pfarrkirche St. Laurentius und St. Gallus von St. Gallen-Kappel.
Viele Kirsch- (Erntezeit), Nuss- und Lindenblütenbäume erinnern mich an Südtirol.
Wiederum sind bei den Bauernhöfen viele Mali-Amaranten zu sehen, dafür aber keine Hunde, was für die Pilger erfreulich ist.
Schmerikon ist in Sicht und nun beginnt ein mühsamer, in der heißen Nachmittagssonne 11 km langer Strandweg nach Rapperswill. Trinkpausen sind immer wieder angesagt und die vorbeifahrenden Radfahrer mit ihren E-Bikes machen es mir noch
schwerer.
Rapperswil liegt am östlichen Zürichseeufer, hat ca. 8.000 Einwohner und ist wegen der Lage am See, der Altstadt und Knies Kinderzoo ein beliebter Ausflugsort. Ab 01. Jänner 2007 ist die Gemeinde Rapperswil-Jona im Kanton St. Gallen entstanden mit ca. 27.000 Einwohnern; vorher war Rapperswil eine eigene Gemeinde.
Weiters sehenswert ist noch das Schloss Rapperswil, das Polenmuseum, die Stadtpfarrkirche St. Johann, der Fischmarktplatz und der Hafen. 
Ich bin deshalb nach Rapperswill (Ankunft im Hafen um 16.30 Uhr) gepilgert, weil ich von dort mit dem Schiff nach Herrliberg (1 Stunde Schifffahrt) fahren und bei meinem Sohn Hannes übernachten konnte. Sonst ist natürlich die Route von Schmerikon über Siebnen und Lachen nach Einsiedeln zu empfehlen.
620 m Aufstieg - 1.150 m Abstieg - 33 km - 53.000 Schritte! - 9 St.

Blick zum Zürichsee
Rapperswil

Donnerstag, 21.06.18: RAPPERSWIL - EINSIEDELN
Zugfahrt um 8.00 Uhr von Feldmeilen nach Rapperswill.

Dort beginnt die letzte Etappe meines Pilgerweges. Über den Holzsteg, auch Hurdensteg genannt, gelangt man ans andere Seeufer nach Hurden und Pfäffikon. Dieser Steg wird im Jahre 2001 aus Eichenholz neu erstellt und dient auch den Jakobspilgern, welche auf dem Schwabenweg von Konstanz nach Einsiedeln unterwegs sind. Mit einer Länge von 840 m und einer Breite von
2,4 m ist sie die längste neuzeitliche Holzbrücke der Schweiz.
Nach Pfäffikon sind gar einige Stufen zu überwinden bis dann ein gemütlicher Waldweg, an einem Rastplatz vorbei, nach St. Meinrad (Schutzpatron Einsiedelns) führt. In die Kapelle neben dem Pilger-Gasthaus kehre ich kurz ein.
An der Tüfelsbrugg steht das Geburtshaus des berühmten Arztes Paracelsus (1493 - 1541).
Weiter geht es über Feld- und Asphaltwegen nach Meieren und Galgenchappeli. Dort hat man einen wunderbaren Ausblick auf den Sihlsee und das Klostergebäude Einsiedeln. Es ist nicht mehr weit bis dorthin und das Kloster ist das Endziel meiner Pilgerwanderung in der Schweiz.

Einsiedeln ist eine Gemeinde im Schweizer Kanton Schwyz und hat ca. 15.000 Einwohner. Bekannt ist Einsiedeln durch das Kloster Einsiedeln, den bedeutendsten Barockbau der Schweiz mit der Gnadenkapelle und einer Figur der Schwarzen Madonna, die
unter den Katholiken großes Ansehen genießt.
Das barocke Kloster entstand von 1674 - 1735 in drei Etappen. Die Fresken und die Stuckarbeit im Inneren sind wundervoll; das Deckenfresko ist das größte der Schweiz.
Der Wallfahrtsort Maria Einsiedeln ist eng mit dem Leben des heiligen Meinrad verbunden. Dazu gibt es eine Sage, nachzulesen im Internet, wo auch ich die eine oder andere Information entnommen und in diesem Bericht eingefügt habe.

Mit Zug und Schiff fahre ich wieder zurück nach Feldmeilen und genieße noch den letzten Abend mit der Familie, bevor es am nächsten Tag wieder heimwärts geht.
700 m Aufstieg - 220 m Abstieg - 17 km - 4 3/4 St.

Zusammenfassung: 3.000 m Aufstieg - 2.450 m Abstieg - 95 km - 27 St.

N.B.: Mir fehlt noch das Teilstück INNSBRUCK - RORSCHACH, dann hätte ich meinen Plan umgesetzt, den Pilgerweg GRAZ - EINSIEDELN zu gehen. Ich hoffe, dies in nächster Zeit in Angriff nehmen zu können.
Einsiedeln



3 Kommentare:

Hans hat gesagt…

Danke für den schönen Bericht mit Bildern von deinem Pilgerweg durch die Schweiz.
Staune auch über deine große Leistung

Peter hat gesagt…

War sehr interessant deinen Bericht vom Jakobsweg zu lesen. Es ist immer wieder toll, wenn sich jemand die Zeit nimmt und andere an diesen schönen Erlebnissen teilnehmen lässt.

Esthy hat gesagt…

Herzlichen Dank für deinen Pilgerbericht und die schönen Fotos, auch von der Hochzeit in Apulien