Donnerstag, 6. August 2020

Zwei-Täler-Trail: Defereggen- / Antholzertal


Bereits voriges Jahr, im Zuge des Pilgerweges "Hoch und Heilig" von LAVANT nach
HEILIGENBLUT, sind Reinhold und ich auf einen Aussichtsbalkon gestoßen, wo der "2-Täler-Trail: Defereggen- / Antholzertal" angekündigt ist und wir beschließen sofort, diesen im Jahr 2020 anzugehen.

Gesagt, getan und so begeben wir uns auf diesen Weitwanderweg DEFEREGGEN- / ANTHOLZERTAL, der durch unverbrauchte
Bergwelt in Ost- und Südtirol führt. Beide Täler liegen im Grenzgebiet zwischen Österreich und Italien. Massentourismus sucht man hier vergebens. Das dünnbesiedelte Berggebiet ist eingebettet in hochalpine Schutzgebiete und ein echter Geheimtipp für Wanderbegeisterte, die Ruhe und Erholung suchen.
Der "2-Täler-Trail" verläuft von HOPFGARTEN bis nach NIEDERRASEN in sechs Tagesetappen von insgesamt 90 km.


1) Donnerstag, 09.07.20: Hopfgarten - St. Veit
Pünktlich um 7.00 Uhr holt mich Reinhold mit seinem Auto ab und die Fahrt geht bis nach Hopfgarten im Defereggental.
Dort starten wir unsere 1. Etappe unter dem Motto "Bei den Bergbauern" um 8.30 Uhr.
Ich entnehme die Tourenbeschreibung teilweise dem Internet.
Vom Ortszentrum Hopfgarten aus führt uns der Wanderweg ostwärts über die Lawinengalerie hinauf zur Bergbauernsiedlung Ratzell. Von dort aus erreichen wir die schön gelegene Glanzalm, wo wir auf 1.975 m Meereshöhe einen köstlichen Saibling aus eigener Zucht verspeisen, eine Delikatesse.
Über die Ratzeller Bergwiesen geht es nun wieder bergab zu den Mösern und über den sonnseitigen Lehr- und Panoramaweg liegt unter uns das Defereggertal mit seinen Ortschaften, Gipfeln und Almen.

Über die Ortschaft Hof erreichen wir den Maschlerhof und auf asphaltierter Straße kommen wir zum Weiler Lerch. Kurz nach dem Moosbachgraben queren wir eine Galerie und gelangen zur Ortschaft Görtschach, vorbei am Weiler Außeregg. Zum Schluss erreichen wir auf asphaltierter Straße das Kirchdorf St. Veit, Mittelpunkt der höchstgelegenen Gemeinde Osttirols.
Im Alpengasthof Pichler finden wir unser Nachtquartier und stillen dort Durst und Hunger. Das Essen schmeckt gut und der Verdauungsschnaps lässt uns ruhig schlafen.
Die Steige der 1. Etappe sind mit den Hinweisschildern "2-Täler-Trail" gut markiert, teilweise sogar ausgemäht und gut passierbar.
Sämtliche Bäume sind aus dem Weg geräumt und nicht passierbare Steige gut gekennzeichnet.
Die anspruchsvolle Wanderung von Hopfgarten nach St. Veit - bis zur Glanzalm steiler Anstieg - führt durch eine der extremsten Bergbauernregionen Österreichs. Immer wieder wechseln Wald und bäuerliche Kulturlandschaft mit Weilern und Gehöften an den steilen Berghängen.

St. Veit ist eine Gemeinde mit ca. 650 Einwohnern und der Tourismus ist die Haupteinnahmequelle der Bevölkerung.
Der Dichter Reimmichl (eigentlich Sebastian Rieger), geboren am 28.05.1867 in St. Veit und gest. am 02.12.1953, war ein römisch-katholischer Priester und ist auf dem Friedhof von Heiligkreuz (Gemeinde Hall in Tirol) beerdigt.

1.520 m im Aufstieg - 1.150 m Abstieg - 19,7 km - 7 St. reine
Gehzeit - Höchster Punkt: 2.100 m


2) Freitag, 10.07.20: St. Veit - St. Jakob
Motto "Entlang der Waldgrenze"
Frühstück um 7.30 Uhr, 1 Stunde später Start zur 2. Etappe.
Vom Dorfplatz in St. Veit wandern wir über die asphaltierte Straße in Richtung Oberholz bis linker Hand der Weg Nr. 316 abzweigt und durch den Wald zur Jausenstation Speikbodenhütte führt, die erst am Samstag aufmacht.
Nach kurzer Rast gehen wir weiter auf Steig Nr. 316 aufwärts bis zur Waldgrenze und nach aussichtsreicher Hangquerung erreichen wir die Abzweigung zum Gritzer Hörndl und nehmen den Steig Nr. 20A steil empor zum Gipfel auf 2.630 m (höchster Punkt des "2-Täler-Trails"). Dort oben werden wir mit einem atemberaubenden Rundumblick belohnt und 4 Frauen leisten uns Gesellschaft. 
Wir steigen ab zu den Gritzer Seeen, die mit schillernd weißem Wollgras umgeben sind.  
Anschließend geht es weiter Richtung Westen über den Weg 315, unterhalb des Gasser Hörndle und dem Tögischer Berg vorbei, über die Tögischer Bergwiesen zum heutigen Aussichtsbalkon, den wir bereits vor 1 Jahr begutachtet haben. Gestern sind wir auf 2 solcher Balkone gestanden, von denen man immer einen herrlichen Rundumblick hat zum Hochgall in der Rieserfernergruppe und gegenüber die Villgrater Berge. Unten im Tal sieht man schon St. Jakob, unser heutiges Etappenziel.
Über den steilen Bergwald geht es nun hinab zum Weiler Tögisch und weiter in Richtung Tal, bis wir schließlich um 15.00 Uhr, wiederum auf asphaltierter Straße, unser angestrebtes Ziel erreichen.

Umfangreiche Teile des Gemeindegebietes St. Jakob gehören zum Nationalpark Hohe Tauern. Bis ins 15. Jahrhundert lebte die Bevölkerung fast ausschließlich von der Landwirtschaft. Wirtschaftlich ist der Tourismus heute die wichtigste Einkommensquelle der Bevölkerung. 
Mit 850 Einwohnern ist St. Jakob heute der Hauptort des Defereggentales. 

Mit öffentlichen Verkehrsmittel erreichen wir Hopfgarten, wo wir mit dem Auto über Lienz wieder heimwärts fahren, da für Samstag Schlechtwetter vorausgesagt ist und bereits auf der Heimfahrt erreicht uns das kühle Nass. 

1.150 m im Aufstieg - 1.250 m Abstieg - 15,3 km - 5 1/2 St.
Höchster Punkt: 2.630 m



 












3) Donnerstag, 16.07.20: St. Jakob/Defereggen - Maria Hilf
Motto "Die Blumenpracht der Bergwiesen"
Mit dem Auto sind Reinhold und ich nach St. Jakob im Defereggental gefahren (Auffahrt zum Staller Sattel um 7.30 Uhr).
Vom Ortszentrum in St. Jakob gehen wir der asphaltierten Straße ins Trojeralmtal nach und folgen nach den ersten Höfen am Außerberg der Beschilderung "Alpenblumen Panoramaweg". Entlang des Trojer Almbaches taleinwärts beschreiten wir den Blumenweg. Über Serpentinen durch den Wald geht es mäßig steil bergauf.
An der Waldgrenze angekommen fängt es leicht an zu regnen; es kann nicht immer Sonnenschein sein!
Wir folgen dem leicht ansteigenden Pfad über die Bergmähder der Oberseite, vorbei an der Oberseitalm auf 2.296 m und queren üppige, bunt blühende Almwiesen, bis wir zur urigen Reggnalm gelangen.

Es wird uns Einlass geboten und eine nette Studentin bewirtet uns Käse, Speck und Wurst, fein garniert. Normal wird dies vor der Hütte serviert, aber nachdem es noch nieselt, können wir unseren Hunger und Durst im Innern der Hütte stillen.
Es folgt nun ein kurzer Anstieg zu den Lawinenverbauungen  auf 2.360 m, bevor wir zur Aussichtskanzel gelangen und von dort die Seespitzhütte erblicken. Die Hütte ist im Jahr 1990 erbaut worden, ist im Privatbesitz und leider schon einige Jahre geschlossen.
Über den Wanderweg Nr. 12 erfolgt der Abstieg über den Gasser Kofel in Richtung Trogach. Nachdem der Abstiegssteig nach Maria Hilf gesperrt ist (wahrscheinlich versperren noch Bäume den Steig), gehen wir der Forststraße nach und gelangen zur Jagerstube.
Auch zum Schluss bleibt uns heute die Asphaltstraße nicht
erspart und ca. gegen 15.00 Uhr kommen wir wieder zu unserem Auto in St. Jakob.
Von dort geht es wieder heimwärts und wir hoffen, dass wir morgen besseres Wetter haben.

Auf der Schautafel am Aussichtsbalkon ist über die Blumenpracht der Bergwiesen folgendes zu lesen:
"Die Etappe von St. Jakob nach Maria Hilf folgt den Spuren fleißiger Bauern, die über Jahrhunderte die steilen Bergflanken der "Oberseite" hoch über dem Ort mähten und so in ein wahres Blumenparadies im Nationalpark Hohe
Tauern verwandelten.
Früher lieferten die Bergwiesen das überlebensnotwendige Futter für das Vieh. Heute bietet der Weg ein Naturerlebnis der besonderen Art, mit weiten Ausblicken über das Defereggental bis zum Staller Sattel und dem Hochgall und tiefen Einblicken in die Vielfalt der Alpenblumen".

1.000 m im Auf- u.Abstieg - 17 km - 5 1/2 St.























4) Freitag, 17.07.20: Maria Hilf - Antholzer See
Mit dem Auto nach Maria Hilf/Defereggental.
Reinhold und ich starten dort um 9.00 Uhr unter dem Schild "Wassererlebnisweg" und gelangen auf den Wanderweg Nr. 328, der uns vorbei an der Stadtnermühle zu einem beeindruckenden Wasserfall führt. Auf der Aussichtsplattform erleben wir das tosend zu Tal stürzende Wasser des "Maria-Hilfer-Wasserfall" aus nächster Nähe.
Weiter geht es entlang des Stallebaches über die Alpe Stalle hinauf zur Blindisalm auf 1.894 m Seehöhe. Diese Alm lädt wirklich zu einer kurzen Rast ein.
Blindisalm















Der Wanderweg Nr. 85 führt uns fortan über die Lappachalm hinauf zum Hirschbichl auf 2.140 m, höchste Erhebung am heutigen Tag und eine historisch relevante Jägerstation mit herrlicher Aussicht auf die Rieserfernergruppe.
Über den Erlasboden geht es weiter in Richtung Staller Sattel. Nachdem wir die Passstraße erreicht haben, die das Defereggental mit dem Antholzertal verbindet, folgen wir dem Weg Nr. 113, der zur Staller Alm führt. In der Außerwegeralm stärken wir uns bei einem guten Essen.
Vorbei an dem idyllischen Obersee und weiter durch den nordseitig bis ans Ufer reichenden Zirbenwald, umgehen wir die Passhöhe des Staller Sattels. Dieser Übergang war ein Eldorado für Schmuggler zwischen Österreichern und Italiener.

Motto "Auf den Spuren der Schmuggler"
Hierzu ein Bericht, gelesen auf dem Aussichtsbalkon auf dem Hirschbichl:
"Als Südtirol nach dem 1. Weltkrieg 1919 von Österreich zu Italien kam, entwickelte sich der Staller Sattel zu einem Eldorado für Schmuggler. Auf geheimen Pfaden, stets auf der Hut vor den Finanzbeamten, trugen wagemutige Männer und Frauen begehrte Lebensmittel, aber auch Genussmittel bei Nacht und Nebel über die Grenze. Salz war die Hauptschmuggelware von Österreich nach Italien.
Spätestens in den 1960er Jahren kam das Schmuggeln zum Erliegen. Heute sind die einstigen Schmugglerpfade beliebte Wanderwege."

Der Abstieg vom Staller Sattel erfolgt auf dem markierten
Weg Nr. 11, der die Straßenserpentinen mehrfach kreuzt.
Das Etappenziel, der Antholzer See, mit seinem türkisgrünem und kristallklarem Wasser, ist in Sichtweite.
Zilli wartet dort mit unserem Auto und wir fahren über den Staller Sattel und holen das Auto von Reinhold in Maria Hilf ab.
Ein angenehmer und zum Wandern idealer Tag geht somit zu Ende und wir verabreden uns noch, die letzte Etappe dieses 2 Täler Trails vom Antholzer See nach Niederrasen nächste Woche in Angriff zu nehmen.

1.000 m im Aufstieg - 770 m im Abstieg - 17,5 km - 5 St.



5) Mi, 05.08.20: Antholzer See - Niederrasen
Reinhold und ich fahren mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum Antholzer See: Abfahrt am in Olang um 7.45 Uhr.

Motto "Am Fuße der Rieserferner"
Im Laufe der Jahrmillionen verwitterten die Gesteinsschichten über dem erstarrtem Magma und der "Tonalitkörper" trat an die Oberfläche. Er bildet heute einen Großteil der Rieserfernergruppe. Bei Maria Hilf verengt er sich und läuft als schmaler Streifen durch das Defereggental nach Osten.

Auf dieser letzten Etappe des "2-Täler-Trails" wandern wir vom Antholzer See, vorbei am Biathlon-Zentrum, über den Kornbrentesteig Nr. 11 zur Schwörzalm. Der Aussichtsbalkon ermöglicht uns einen einmaligen Blick in das Antholzertal. 

Unser Weg führt uns weiter über den Klammbach, vorbei an der Brennalm, auf den Mittertaler Höhenweg.
Nachdem wir den Eggerbach überquert haben, steigen wir hinab zur bewirtschafteten Kumpflalm. Nachdem wir heute einen weiten Weg haben, lassen wir die Alm links liegen und gehen bergauf über den markierten Wanderweg Nr. 6B zur Mittertaler Ochsenalm. Da gerade Mittagszeit ist,
verspeisen wir einen guten Graukäs mit einem frischen Almbutter und unterhalten uns kurz mit den Sennersleuten.
Wir wandern weiter Richtung Grentealm und fotografieren einen in einem Holzstamm geschnitzten Herrgott auf einem herrlichem Aussichtspunkt (höchster Punkt: 2.150 m).
Auf der Terrasse der Grentealm genießen wir die fantastischen Blicke übers Antholzertal und die umgebende Bergwelt.
Wir beschreiten den Abstieg in Richtung Antholz Niedertal und nehmen den Steig Nr. 6, der uns in Serpentinen steil hinab zur Ortschaft führt.
Nun folgen wir dem Weg entlang des Antholzerbaches, queren ihn und gelangen auf die andere Talseite. Immer entlang des Waldrandes wandernd geht es weiter zum letzten "Solder", der oben auf dem orografisch linksseitigen Schwemmkegel einen herrlichen Blick, in später Abendstunde (ca. 20.00 Uhr), über die idyllische gelegenen Ortschaften im Tal bietet und über die Entstehung dieser Kulturlandschaft - von der Eiszeit bis heute - berichtet.
Anschließend führt der Weg über den Rand des Schwemmkegels ins Tal und das eigentliche Etappenziel NIEDERRASEN ist erreicht.

N.B.: Teile der Wegbeschreibung des "2-Täler-Trails" habe ich dem Internet entnommen.

1.100 m Auf- - 1.700 m Abstieg - 25 km - 8 St.

Insgesamt: 5.770 m Aufstieg - 5.870 m Abstieg - 94,5 km - 31 Stunden reine Gehzeit