Freitag, 31. August 2012

Rund um den Monte Rosa

Teilnehmer: Ideeengeber und Tourenführer TONI
                  Organisator OTTO
                   Meister SIEGFRIED
                   Meine Wenigkeit

Toni hat mich im Spätfrühling einmal angesprochen, ob ich Lust hätte, mit ihm und noch zwei anderen Teilnehmern den MONTE ROSA zu umrunden. Ich war vollauf begeistert und so hatten wir eine erste Besprechung bei Toni, bevor wir uns zur endgültigen Tourenplanung bei Otto trafen.
Eine erster gemeinsamer Formtest wurde in den Olanger und Pragser Dolomiten durchgeführt, welcher trotz Gewitter positiv verlief.
Wegen Schlechtwetterprognosen wurde der Termin zuerst verschoben und im August starteten wir dann dieses Abenteuer. Keiner der 4 Teilnehmer war noch auf diesen Pfaden unterwegs.

So, 19.08.12: Toni hat mich kurz vor 6.00 Uhr mit seinem Auto abgeholt und in Percha sind noch Otto und Siegfried zugestiegen. Über die Brennerautobahn ging es bis zum Gardasee und in Desenzano fuhren wir auf die E13 auf. Über Brescia, Mailand, Varese, am Lago Maggiore vorbei nach Domodossola und über die Schweizer Grenze erreichten wir den Simplon Pass und Brig, durch das Rhonetal gelangten wir nach Visp und über das Mattertal nach Täsch, wo wir das Auto parken mußten und mit der Zahnradbahn gelangten wir in die autofreie Ortschaft ZERMATT. Nach 580 km, bei einem kurzen Zwischenstop, sind wir um 13.00 Uhr dort angekommen.
Mit einer weiteren Zahnradbahn sind wir am Nachmittag auf den Gornergrat  (3.089 m) gefahren - heuer mein erster Dreitausender und das noch mit einer Bahn! - und hatten dort einen herrlichen Anblick der umliegenden Viertausender. Hier die bekanntesten: Matterhorn (4.478 m), Breithorn (4.164 m), Pollux (4.092 m), Lyskamm (4.527 m), das ganze Bergmassiv des Monte Rosa mit der höchsten Erhebung Dufourspitze (4.634 m) , Strahlhorn (4.190 m), Allalinhorn (4.027 m), Rimpfischhorn (4.199 m), sowie Weisshorn (4.506 m) und Dom (4.545 m) u.a.m.
Das Abendessen ließen wir uns in einem gemütlichen Restaurant in Zermatt schmecken, wo wir auch übernachteten. Bereits am ersten Abend wurde gewattet und die erste Etappe der Monte-Rosa-Umrundung besprochen.


Mo, 20.08.12: Von Zermatt zum Rifugio Ferraro im Resy-Bergdorf
Nach dem Frühstück sind wir um 7.00 Uhr von Zermatt (1.600 m) bei schönstem Wetter nach Furi gegangen und dort mit der Bahn zum "Trockener Steg" auf 2.900 m gefahren. An der Gandegg-Hütte sind wir vorbeigewandert und sind gesichert über den Gletscher auf den Theodulpass auf 3.300 m aufgestiegen (hier verläuft die Grenze zwischen Schweiz und Italien). Die Theodulhütte ließen wir rechts liegen und stiegen zum Lago Cime Bianche über unwegsames Gelände ab.
Der Aufstieg zum C.le Superiore Cime Bianche auf 2.981 m war lohnend und nicht sehr anstrengend, trotz des schweren Rucksackes (12 - 14 kg), den wir tagtäglich zu schultern hatten. Beim Abstieg zu unserer vorgemerkten Schutzhütte Ferraro auf 2.070 m, setzte leichter Regen ein und wir mußten unsere Schutzbekleidung auspacken.
Drei Engländern sind wir begegnet, die in entgegengesetzter Richtung, von Saas Fee aus startend, den Monte Rosa umrundeten.
Vor dem "Rifugio Ferraro" im Resy-Bergdorf oberhalb St.Jacques im Aostatal hatten wir noch Gelegenheit in einer auf vier Minirädern fixierten Bar unseren Durst zu löschen.

Toni hatte sich am Abend in der Schutzhütte, in der wir freundlich aufgenommen wurden, mit Battista und Bruno, zwei Aostaner Rodelfunktionären, verabredet und wir haben mit ihnen einen unterhaltsamen Abend bei guter Verköstigung verbracht. Sie gaben uns auch noch Tips wie wir den Weg fortsetzen sollten, abweichend zwar von unserer geplanten, dafür aber umso interessanteren aber auch längeren Umrundung. Wenn Einheimische einem Ratschläge geben, soll man diese auch befolgen!

Vor der Bettruhe haben wir noch eine "Grolla" (Aostaner Spezialität) getrunken; zwei haben sie gut verdaut, zwei weniger (Schlafstörungen).
Aufstieg: 1.050 m - Abstieg: 1.600 m - Reine Gehzeit: 7 3/4 St. 


Die, 21.08.12: Vom Resy-Bergdorf nach Staffal
Start wiederum bei schönem Wetter um 7.00 Uhr nach dem Frühstück.
Den Weisungen der Einheimischen folgend sind wir vom Resy-Bergdorf weitergewandert und zum Col Pinter auf 2.777 m aufgestiegen. Ein lohnender Aufstieg bei herrlichem Panorama. Dort oben haben wir kurz überlegt, ob wir auf die Punta Pinter (bei zwei von unserer Gruppe hieß es zuhause auch "Pinter") auf knapp über 3.000 m noch aufsteigen sollten, aber nachdem die Rucksäcke so schwer sind haben wir darauf verzichtet. Wir haben dafür eine kurze Rast eingelegt und uns gestärkt, ist vielleicht gesünder.
Der Abstieg nach Gressoney-La-Trinitè am Fuße des Monte Rosa zog sich lang hin.

In dieser Gegend wird auch noch das Walserdeutsch gesprochen. Im Mittelalter besiedelten sie aus dem heutigen Kanton Wallis heraus unter anderem auch das Aostatal. Eine Ursache für die mittelalterlichen Walserwanderungen war der wachsende Bevölkerungsdruck und die Suche nach neuen landwirtschaftlichen Anbauflächen. Insbesondere die aus dem Walserdorf Gressoney stammenden Walser wurden seit dem 16. Jahrhundert auch als erfolgreiche Hausierer und Wanderhändler bekannt. Soviel zur Geschichtge der Walser.

Von Gresssoney-La-Trinitè fuhren wir mit dem Bus nach Staffal (1.800 m) zum Hotel du Lys, weil sonst keine andere Unterkunft zur Verfügung stand. Dort haben wir auch das Abendessen eingenommen und hatten vom Hotel aus einen schönen Blick zum Lyskamm-Gletscher.
Aufstieg: 850 hm - Abstieg: 1.250 hm - Gehzeit: 6 1/4 St.


Mi, 22.08.12: Von Staffal nach Alagna
Wir sind mehr oder weniger immer um dieselbe Zeit nach dem Frühstück gestartet, diesmal mit der Umlaufbahn "Gabiet" von 1.800 m auf 2.300 m. Bei schönem Wetter haben wir den Gabietsee aus der Ferne gesehen und sind erst später wieder auf den TMR-markierten Weg gestossen. Wir orientierten uns zuerst auf "Steinmannli", wie sie die Schweizer bezeichnen und nach 570 m Aufstieg gelangten wir auf den P.sso Zube (2.874 m). Wir sahen dort eine kleine Statue der Muttergottes unter einem Felsen. Da Nebel aufzog sind wir gleich in Richtung P.sso Foric auf 2.430 m abgestiegen. Durch die schlechte Sicht konnten wir aus der Ferne das erste Wild, das wir auf dieser Etappe sahen, nicht recht zuordnen: Rehe waren es wohl nicht, eher junge Steinböcke oder vielleicht gar nur eine aostanische Ziegenrasse!
Wir marschierten jetzt wieder auf den richtig markierten Steig und gelangten abwärts zum großartigen Weiler Pianmisura mit den wunderschönen Steinhäusern. Der Weg ging weiter zu den Walserhäusern von Scarpia und Follu, auf 1.700 m, die ebenso schön sind und auch fotografisch festgehalten wurden. In Follu haben wir uns ein typisches Mittagessen schmecken lassen, sind dann noch in die Kapelle eingekehrt, bevor wir unseren Abstieg nach Alagna (auf Deutsch: Im Lande)  auf 1.200 m fortsetzten.

Was uns auf der Umrundung nicht gerade positiv aufgefallen ist, sind die vielen Hubschrauberflüge: es sind dies Ausflugs- und Aufnahmeflüge, aber natürlich auch die notwendigen Rettungs- und Versorgungsflüge.

In Alagna haben wir eine Unterkunft gesucht und auch gefunden. Bei einem kühlen Forstbier im Freien verlangten die Gegner wieder eine Revanche beim Watten, aber das Resultat war immer dasselbe. Wer die Sieger und wer die Verlierer waren, wird nicht verraten.
Nach dem Pizzaessen sind wir frühzeitig zu Bett gegangen.
Aufstieg: 550 m - Abstieg: 1.650 m - Gehzeit: 5 St.


Do, 23.08.12: Von Alagna zum Rifugio Maroli
Diesmal starteten wir bereits um 6.00 Uhr in Alagna und zwar fuhren wir mit einem Shuttleservice ca. 5 km bis zum Ausgangspunkt unserer heutigen Etappe.
Ein breiter Weg - Markierung 7a - führt über die Alpe Faller unschwierig auf den Colle del Turlo (2.738 m).
Nach einer Stunde Gehzeit haben wir das mitgenommene Frühstück verspeist, bevor wir wieder den Weg fortsetzten.
Unterwegs sahen wir diesmal wirklich Rehe, Gemsen und Steinböcke, denen unsere Nähe nicht störte. Es ist dies die erste Etappe, wo keine Aufstiegsanlagen zu sehen waren und deshalb das Wild auch ungestörter ist.
Auf dem Colle del Turlo legten wir eine kurze Rast ein; zwei Schweizer sind uns mit ihrem Fahrrad begegnet, welches sie über 1.000 m bergauf geschultert haben. Sie sind ebenfalls mit dem Fahrrad in Zermatt gestartet, haben aber alle Aufstiegsanlagen benutzt um schneller weiterzukommen und bewältigen dieselbe Umrundung bis Visp in zwei Tagen. Ob es ein Vergnügen ist haben wir vergessen sie zu fragen!

Dieser Übergang ist auch die Grenze zwischen zwei Regionen: Aosta, wo wir für einige Tage unterwegs waren, und Piemont.

Unterwegs kommt man an Alpen mit deutschen Namen vorbei. Auch die Bezeichnung "Tirli" = kleine Tür, die von den Walsern für den Colle Turlo verwendet wird, zeugt von ihren Spuren.
Dem Abstieg auf der anderen Seite folgt man dem ausgebauten, langen Weg bis La Piana, bzw. Staffa und Macugnaga auf 1.250 m. Dort nahmen wir die Kabinenbahn zum Rifugio Oberto auf dem P.sso Monte Moro (2.796 m) und hatten dort einen herrlichen Blick auf die bekannte Monte Rosa Ostwand (längste Eiswand der Alpen).

Unterwegs trafen wir gar einige rucksackpepakte, internationale Menschen: Kanadier, Engländer, Franzosen und auch Italiener, die auf dieser Route unterwegs waren, alle aber in der entgegengesetzten Richtung. Eine einzelne Frau war sogar unterwegs zum Genfer See.

Das Abendessen war nicht so berauschend und diesmal hatten wir das Glück, alle vier in einem Zimmer schlafen zu dürfen.
Aufstieg: 1.200 m - Abstieg: 1.500 m - Gehzeit: 7 1/4 St.


Fr, 24.08.12: Vom Rifugio Oberto nach Täsch
Wir sind nach dem Frühstück um 7.00 Uhr beim Rifugio Oberto gestartet und zum P.sso Monte Moro aufgestiegen (kurzer Aufstieg). Ich habe noch ein Foto von der weithin sichtbaren Madonna gemacht, bevor wir durch Felsen und dann auf einem Pfad bis ans Ende des Mattmark-Stauseees abgestiegen sind. Heftiger Wind blies uns entgegen und wir waren froh, mit dem Bus nach Saas-Fee fahren zu können. 

Der Mattmark-Stausee ist 3,2 km lang und als Sperrentyp wurde ein 120 m hoher Erdschüttdamm errichtet. Es ist der höchste Erdschüttdamm der Schweiz und der Stausee gehört zur Gemeinde Saas-Almagell. Vorher war hier ein Bergsee und von 1960 - 1965 dauerten die Bauarbeiten. Am 30. August 1965 wurden durch einen Gletscherabsturz des Allalingletschers 88 Bauarbeiter unter dem Eis begraben und fanden so ihren Tod.

Saas-Fee ist auch autofrei, liegt im Saastal am Fuße des Dom und Allalinhorn und hat 1.750 Einwohner. Wir haben den Fremdenverkehrsort zu Fuß durchwandert und dort auch ausgiebig zu Mittag gegessen. Gestärkt haben wir den Fußmarsch nach Grächen (Gehzeit: 6 - 7 St.) in Angriff genommen, nachdem sich das Wetter etwas gebessert hat. Wir sind auf dieser langen Wegstrecke nur einem einzigen Paar begegnet, welches auch einen müden Eindruck machte.

Zwei Tunnels ermöglichen die sichere Über- bzw. Unterschreitung des Biderbaches. Über eine Geröllhalde ging es weiter zum Schweibbach und auf halber Strecke haben wir dann entschlossen, nach Eisten im Saastal abzusteigen. In Schweiben hat Toni noch eine private Seilbahn entdeckt, mit der wir in luftiger Höh ins Tal abgefahren sind. In dieser Seilbahn (eher eine Materialbahn) war nur Platz für 4 Personen und wir mußten uns schlank machen, dass wir auch noch die Rucksäcke mittransportieren konnten.

Mit hupenden Bus und der Zahnradbahn sind wir um 20.00 Uhr endlich in Täsch gelandet. Otto hat dort noch schnell eine Unterkunft ausfindig gemacht und nach einem üppigen, aber schmackhaften Abendessen in näherer Umgebung haben wir die letzte Nacht in der Schweiz gut geschlafen.
Für den nächsten Tag war bereits eine Schlechtwetterfront angekündigt und so haben wir beschlossen, am Samstag nach Hause zu fahren. Wie wir dann erfahren haben, war dieser Entschluss der Richtige, nachdem Gewitter und Überschwemmungen gemeldet wurden.
Aufstieg: 600 m - Abstieg: 1.250 m - Gehzeit: 7 St. 

Zusammenfassung: Wir haben in diesen 5 Tagen 4.250 m im Aufstieg, 7.250 m im Abstieg bei einer reinen Gehzeit von 33 Stunden bewältigt. Insgesamt zurückgelegte Strecke: 74 km

Wir hatten sehr schöne 6 Tage im Wallis, Aostatal und Piemont erlebt und werden noch lange an die Monte-Rosa-Umrundung zurückdenken und erzählen. Ich habe hier einige Eindrücke aufgeschrieben und mit einigen Fotos dokumentiert, damit man sich auch später noch daran erinnern kann.

Den Vorschlag von Toni möchte ich hier noch kurz niederschreiben: wir werden die zwei restlichen Etappen von Gärchen zur Europahütte und von dort nach Zermatt sicherlich noch machen, verbunden eventuell mit der Besteigung eines Viertausender. Wenn ich mich dazu in der Lage fühle, werde ich sicher mitgehen.

Danke Toni nochmals für die Einladung und für die Führung Rund um den Monte Rosa.
Otto sei auch noch gedankt für die akribische Vorbereitung und Organisation. Siegfried und mich hat es ja auch noch gebraucht, sonst wäre die Watterei auch nicht zustande gekommen!


Sa, 25.08.12: Heimfahrt
Nach dem Frühstück um 8.00 Uhr sind wir dann in Täsch losgefahren und haben für die Rückfahrt die gleiche Strecke gewählt wie bei der Hinfahrt. Um 15.30 Uhr sind wir dann in Percha eingetroffen und haben noch bei Siegfried zuhause eine gute Marende bekommen.
Toni noch ein herzliches Dankeschön für die gute Chauffierung.