Montag, 18. Mai 2015

Franziskusweg: La Verna - Assisi

Kennzeichen des Franziskusweges
Vor genau drei Jahren waren wir mit den Chören von Olang in Rom, haben im Petersdom gesungen und sind auf der Heimreise in Assisi vorbeigekommen. Diese umbrische Klein- und Pilgerstadt hat mir schon damals gut gefallen und ich habe vom FRANZISKUSWEG gehört. Mir kam sofort die Idee, ich möchte eines Tages wenigstens einen Teil dieses Weges gehen. 
Bisher bin ich auf den Jakobswegen (Graz - Innsbruck und den gesamten Südtiroler Jakobsweg) immer allein unterwegs gewesen, auch eine nicht zu vermissende Erfahrung, und im  Frühjahr habe ich mich bei Schmidhofer-Reisen in Villgraten "www.schmidhofer-reisen.at"  angemeldet und mich einer Pilgergruppe
angeschlossen. Weitere 17 Personen hatten die gleiche Idee, 15 Osttiroler/innen, 1 Nordtiroler, 1 Steirer und ich als Südtiroler:
Klara, Maridl, Franz W., Loise, Armin, Annemarie, Margareth, Harald, Christiane, Olga, Max, Monika, Franz N., Maria-Luise, Liberat, Hans, Alfred, Paul.
Pilgerbegleiter: Hermann, ein gebürtiger Nordtiroler
Reisebegleitung: Cilli und Busfahrer Hermann vom veranstaltenden Reiseunternehmen Schmidhofer.

Ausgeschrieben war der Pilgerweg von LA VERNA nach ASSISI.

Im Begleitheft unseres Pilgerbegleiters Hermann stand zu lesen: "Mit beiden Beinen nach Assisi", als Titel deshalb, weil wir diese Tage auch unser "Bein" des einfachen, des gegenwärtigen Lebens anregen wollen.


Mo, 27.04.15: ANREISETAG
Abfahrt um 7.00 Uhr ab Lienz über das Pustertal (ich bin um 8.15 Uhr in Olang zugestiegen) - Brixen - Bozen - Verona - Bologna - Florenz, Abfahrt von der Autobahn bei Arezzo und dann noch ca. 50 km Land- und Bergstraße nach La Verna.

Dort haben wir das Franziskanerkloster (Pilgerherberge), das nördlich der Ortschaft Chiusi della Verna auf 1.130 m liegt, die angrenzende Basilika Chiesa Maggiore, die als Chiesina bezeichnete Kapelle Santa Maria degli Angeli und die Kapelle der hl. Wundmale, wo der hl. Franziskus im Jahre 1224 die Wundmale Christi empfangen haben soll, schweigend und betend betreten.
Hermann hat uns hierzu allerhand Wissenswertes erzählt und aus seinem Begleitheft entnehme ich noch, dass Graf Orlando Cattani von Chiusi den Monte "Alverna" im Jahre 1213 Franz von Assisi und seinem Orden geschenkt hat.
Die Basilika Chiesa Maggiore wurde von 1348 bis 1509 erbaut und fertiggestellt, im 13. Jahrhundert wurde die Kapelle Santa Maria degli Angeli erbaut.
Nach der Besichtigung haben wir uns eiligst zum Bus begeben, es hat angefangen etwas stärker zu regnen.
Wir sind dann nach Pieve S. Stefano zum Euro Hotel gefahren, wo wir unsere Zimmer bezogen und anschließend uns das Abendessen schmecken ließen.
Die Bettruhe ließ nicht lange auf sich warten, wir sind ja Pilger.


Die, 28.04.15:  CHIUSI DELLA VERNA - CAPRESE MICHELANGELO
Nach dem Frühstück um 7.15 Uhr erfolgte die Rückfahrt mit dem Bus nach Chiusi della Verna, wo wir gleich unseren Regenschutz auspackten und vor dem Abmarsch einen Rundkreis bildeten, wie die späteren Tage auch immer wieder. Ein besinnliches Gebet von Hermann war der Auftakt unserer Pilgerwanderung und bei regnerischem Wetter
Einsiedelei "La Casella"
marschierten wir los unter dem Motto "Franziskus ist auch nicht immer nur bei schönem Wetter gewandert".

Vor dem Abmarsch wurde noch unserer Pilgerin Maria-Luise zum runden Geburtstag gratuliert und ein Gratulationslied angestimmt.

Der "T-Markierung" des Franziskusweges folgend erreichten wir nach einem kurzen Abstieg einen längeren Anstieg, teilweise durch Gestrüpp und Wacholderstauden, wo auch einige Pilger ihre liebe Not mit den Schirmen und Ponchos hatten. Auf einer Anhöhe erreichten wir die Einsiedelei Eremo della Casella, wo wir uns auch die Mittagsrast gönnten.

Die Legende sagt, dass sich hier Franziskus am 30.09.1224 bei seiner letzten Wanderung von La Verna nach Assisi mit einem tränenvollen Blick und einem Gebet von seinem geliebten Monte "Alverna" verabschiedet haben soll. Das genaue Geburtsdatum des Heiligen ist nicht bekannt (1181/1182). Er wurde in Assisi geboren und starb am 03.10.1226.
Taufkirche Michelangelos

Wir hielten uns in der Einsiedelei nicht lange auf, weil wir alle durchnässt waren und setzten dann unseren Abstieg nach Fragaiolo und Caprese Michelangelo, unserem heutigen Ankunftsziel, fort.
Wir suchten unser Quartier "Buca di Michelangelo" auf, entledigten uns der nassen Kleidung und bewältigten noch eine kleine Steigung zum Geburtshaus von Michelangelo Buonarroti (1475 - 1564) und der Taufkirche bzw. damaligen Taufkapelle dieses Künstlers. Natürlich sind diese Gebäude restauriert worden und ein Museum erinnert noch an die damalige Zeit.
Michelangelo-Museum

Ein Aperitiv vor dem Abendessen war uns auch noch gegönnt und das gute und mit viel Liebe zubereitete Abendmahl schmeckte uns allen sehr gut.
Der Abend klang aus bei einem guten Tropfen Wein und etwas müde legten wir uns dann zur Ruhe. Die Bettruhe gestaltete sich nicht für alle gleich: ich war als Ältester von den jüngeren Aufgebliebenen  verantwortlich dafür, dass alle zur angemessenen Nachtruhe kamen!
Reine Gehzeit: 5 St.
Caprese Michelangelo
Aufstieg: 500 m - Abstieg: 900 m - Strecke: 17 km
Mi, 29.04.15: CAPRESE MICHELANGELO - SANSEPOLCRO
Nach dem Frühstück war wiederum Kreisbildung auf dem Dorfplatz angesagt, die heutige Marschroute verkündet und nach dem morgendlichen Gebet starteten wir gemeinsam los.
Zuerst wurde noch unserem Chronisten Franz W. zu seinem Geburtstag ein Ständchen dargeboten.
Der erste Fußweg erfolgte auf der Landstraße bei angenehmen Wetter und günstigen Wandertemperaturen mit immer wiederkehrenden Rückblickmöglichkeiten zu unserem heutigen Ausgangspunkt, also Caprese Michelangelo.
Die erste Pause fand bei einem Hochsitz statt mit wunderbarem Rundblick. Eine kleine Stärkung hatte jeder bei sich und vor dem schweigendem Weitermarsch bereicherte uns Hermann wieder mit einem besinnlichen Text.
Wir wanderten vorbei an typischen toskanischen Mauerhäusern und ab und zu erblickten wir einen schönen Ansitz.
Am Stausee Montedoglio verbrachten wir eine kurze Mittagsrast und nachher pilgerten wir durch die Auen des Tibers bis in die Nähe von San Sepolcro. Ein kurzer Spaziergang durch die toskanische Stadt mit ihren 16.000 Einwohnern - Gründung und Name gehen auf die Pilger Arcano und Egidio zurück (Hermann) - und in die Kathedrale "San Giovanni Evangelista", erbaut im 11. Jahrhundert - hier findet man das romanische Kreuz "Volto Santo" - war für uns interessant und zugleich erfreulich, endete doch unser Pilgerweg für heute in diesem historischem Ort.

Hier ein Auszug aus dem Begleitheft unseres Pilgerbegleiters:
"Am Weg von La Verna nach Assisi kommt Franziskus am Rücken eines Esels nach Sansepolcro, um im Aussätzigenhospital zu nächtigen. Die Einwohner erfahren vom  Dasein des Heiligen und während er innig betet, schneiden sie kleine Stücke von seinem Habit ab, da er bereits zu seinen Lebzeiten verehrt wurde (Thomas von Celano)".


Chauffeur Hermann hat uns dann mit dem Bus nach Città di Castello gebracht, wo wir im Park Hotel Geal reichlich und gut zu Abend gegessen und anschließend die Schlafgemächer aufgesucht haben.
Reine Gehzeit: 5 St.
Aufstieg: 300 m - Abstieg: 600 m - Strecke: 21 km


Do, 30.04.15: SANSEPOLCRO - CITTA' DI CASTELLO
Chauffeur und Reiseunternehmer Hermann mit seiner Frau und Chefin Zilli brachten uns nach dem Frühstück mit dem Bus vom Hotel zu unserem gestrigen Endziel Sansepolcro.
Kreisbildung - dieser Rhythmus wiederholte sich alle weiteren Tage - verbunden mit einem Gebet und ein paar guten Gedanken gab uns PilgerbegleiterHermann mit auf dem Weg.

Hier die Gedanken zum VATER UNSER: 
Sag nicht VATER, wenn du dich nicht jeden Tag wie ein Sohn benimmst.
Sag nicht UNSER, wenn du nur an dich selbst denkst.
Sag nicht IM HIMMEL, wenn du nur an Erdendinge denkst.
Sag nicht GEHEILIGT WERDE DEIN NAME, wenn du ihn nicht lobpreist.
Pilgerbegleiter Hermann

Sag nicht DEIN REICH KOMME, wenn du es mit persönlichem Erfolg verwechselst.
Sag nicht DEIN WILLE GESCHEHE, wenn du nicht auch Leiden annimmst.
Sag nicht GIB UNS UNSER TÄGLICHES BROT, wenn du nicht mit anderen teilst.
Sag nicht VERGIB UNS UNSERE SCHULD, wenn du mit anderen streitest.
Sag nicht FÜHRE UNS NICHT IN VERSUCHUNG, wenn du deine guten Vorsätze nicht ausführst.
Sag nicht ERLÖSE UNS VON DEM BÖSEN, wenn du nicht für das Gute eintrittst.
Sag nicht AMEN, wenn du die Worte dieses Gebetes nicht ernst nimmst.

Der gemeinsame Abmarsch erfolgte zuerst auf Asphalt im Gänsemarsch auf der linken Straßenseite. Wir erreichten Celalba und über Pitigliano gelangten wir nach Selci Lama in der Region Umbrien.
In Lama  wurde uns ein kurzer Einkaufsbummel und eine Kaffeepause gegönnt, bevor wir uns wieder aufmachten zur Weiterwanderung auf einem naturalistischen Lehrpfad Richtung Tiber-Fluss.
Nach ein paar Gedanken zu unserer Pilgerwanderung, ermunterte uns Hermann eine 3/4 St. in Stille weiter zu pilgern, bevor wir am Ufer des Flusses Tiber eine Mittagspause einlegten.
Über eine Pappelallee gelangten wir nach Città di Castello, wo wir durch die hübsche Altstadt wanderten und den Dom besichtigten. Vor
dem Dom machten wir kurz Aufstellung für ein erstes Gruppenfoto.

Città di Castello ist eine Stadt mit 41.000 Einwohnern und liegt im oberen Tiber-Tal, der Valtiberina und ist umbrischen und etruskischen Ursprungs. Sehenswert ist die Piazza Comunale, der runde Turm (bei Italiens Kirchen eher eine Seltenheit), die Kathedrale der Hl. Florido und Manzio und die Dominikanerkirche San Damiano.
Nach 1/4 St. Gehzeit gelangten wir wiederum zu unserem Park Hotel Geal.
Am heutigen Tag hatten wir keine Auf- und Abstiege zu bewältigen, pilgerten auf ebenen Wegen, teils am Flussufer entlang und legten 20 km zu Fuß in 5 1/4 St. zurück.
Unsere Pilgergruppe in Città di Castello


Fr, 01.05.15: CITTA' DI CASTELLO - CAI GIUSTI (Pietralunga)
Auf der heutigen Königsetappe fuhren wir nach dem Frühstück eine kurze Strecke mit dem Bus zu einem Geschäft, wo die Pilgerwanderung begann.
Gleich ein steiler Anstieg war nach dem Frühstück etwas anstrengend, ein kurzer Zwischenstopp und Gedanken zur Ruhewanderung verschafften uns etwas Luft. Die Ruhe bot sich hier automatisch an, denn es ging wieder steil aufwärts.
Vorbei am Hotel Villa San Donino und an verlassenen und zerfallenen Steinbauernhöfen gelangten wir nach Candeggio. Über Laubwälder, dann wieder sich öffnenden Blick zu Schafherden auf ausgedehnten Wiesen und wachsamen, aber bellenden Aufsichtshunden dieser Herden, gelangten wir zum Bauernhof "Marinelli", welcher von Aussiedlern bewohnt ist. Wir suchten etwas Schutz vor dem Wind und genossen die mitgetragene Verpflegung; das Getränk wurde uns vom Bauern angeboten.
Bei Pieve dè Saddi wollten wir in die romanische Kirche einkehren. Sie war leider versperrt und so konnten wir auch unsere Gesangskünste nicht unter Beweis stellen; dies wird sich sicherlich noch später nachholen lassen.
Wieder über Buschwald ging es abwärts nach Pioppo, auf gut Deutsch Pappel. Chauffeur Hermann kam uns ein Stück entgegen und zeigte uns den Weg dorthin! Unsere letzte Rast war uns auch noch gegönnt und es wurde mit den Besitzern dieser Herberge einige Worte ausgetauscht, kannte man sie doch vom vorigen Jahr, weil die damaligen Pilger dort übernachteten.

Es folgte noch ein leichter aber stetiger Anstieg auf geteerter Straße und in einiger Entfernung sahen wir bereits unseren Bus, eine angenehme Überraschung an diesem anstrengenden Tag.
Unten im Tal sahen wir Pietralunga (ca. 2.500 Einwohner), die Fahrt aber ging weiter bis Gubbio, wo im Hotel San Marco für 3 Tage Halbpension gebucht war.
Beim Abendessen, das uns gut schmeckte und ich für so manche Speisefolge für besondere Gäste als Übersetzer arrangiert wurde (schadete mir auch nicht, ich konnte so mein Italienisch ein bischen auffrischen!), hielten wir uns nicht lange auf und gingen dann zu Bette. Grund war auch die Lautstärke der Kinder, die zum Essen kamen. Pilger sind eben Menschen, die die Ruhe genießen.
Reine Gehzeit: 6 1/4 St.
Aufstieg: 700 m - Abstieg: 600 m - Strecke: 22,5 km
  
Pieve dè Saddi
Pietralunga


Sa, 02.05.15: PIETRALUNGA - RAGGIO
Nach der Anfahrt von Gubbio nach Pietralunga und dem Einkaufsbummel, starteten wir um 10.00 Uhr unseren weiteren Pilgerweg.
Vor dem Abmarsch bildete sich wieder der Kreis und nach dem Gebetsspruch von Hermann, den ich mit seinem Einverständnis hier wiedergeben möchte, verabschiedete sich auch unser umsichtiger Busfahrer.


SICH BEGEGNEN - EIN STÜCK HIMMEL (Peter Müller)
Da begegnet mir einer mit leeren Händen
und beschenkt mit dennoch reich mit seiner Anwesenheit.
Da begegnet mir einer, der spürt, was mit mir los ist.
Geht ein Stück mit mir und richtet mich auf.
Da begegnet mir einer, der mir Freude und Leid erzählt,
weil er mir zutraut, dass wir es miteinander teilen.
Da begegnet mir einer, wir gehen miteinander,
finden einen Rhythmus, sind verbunden im Schweigen.
Da begegnet mir einer, zeigt auf die Blume am Weg,
deutet ein figurenreiches Portal, öffnet meine Sinne für das Einfache.
Da begegnet mir einer, es öffnet sich ein Stück Himmel auf Erden und jeder geht beschenkt seinen Weg.


Zuerst ging es über eine kurze Asphaltstrecke abwärts, bevor dann ein Geheimweg über Wiesen aufwärts führte. Eine 3/4 Stunde ohne Gespräch und Zeit zum Nachdenken legte uns unser Pilgerbegleiter ans Herz.
Über einen nur wenig ausgetretenen Steig und durch dornige und uns stupfende Wacholderstauden, unterquerten wir einen Stacheldrahtzaun. Für kleinere Abschürfungen hatte Margareth ihre Hausapotheke bei sich und bot ihre Hilfe an. Nochmals herzlichen Dank dafür.
Auf der Weide beobachteten uns Pferde. Wahrscheinlich kommen hier eher selten Leute vorbei. Nach einem kurzen, schlammigen Aufstieg erreichten wir unseren Mittagsrastplatz in gemütlicher, netter und geselliger Runde. Größer war wohl immer der Durst als der Hunger und nach einem kurzen Mittagsschlaf (gel Bürgermeister!) stiegen wir wieder ab, bevor ein neuer Anstieg begann. Kurz vor dem Abmarsch wurde uns noch von Maria ein selbstgebrannter Schnaps angeboten und wenn sie einmal keinen dabei hatte, sprang sofort der Hans ein.
Ein sich wiederholendes Auf und Ab, bei angenehmen Wandertemperaturen, bereitete uns sportlichen Pilgern keine Probleme.
Christiane merkte man an, dass sie beim Abwärtsgehen, bedingt durch ihre Verletzung, Probleme hatte, aber sie hat sich tapfer, teilweise auf 1 Bein springend, durchgekämpft.
Fred hingegen hat sich auf dem Pilgerweg am häufigsten eingeschmiert, immer vorbeugend, und so war auch er in der Lage, jedes Tempo mitzugehen, begleitet von Klara.
Trotzdem waren wir froh Raggio erreicht zu haben, schauten kurz einem Radrennen zu, stillten den Durst in der Bar nebenan (günstige Preise: 1 Capuccino 1,20 €, 1 lt. Eigenbauwein 2,50 €) und fuhren dann mit unserem Chauffeur Hermann nach Gubbio.
Seine Frau Cilli bildete immer das Schlusslicht unserer Pilgergruppe und passte auf, dass kein Schäfchen verloren ging. Ab und zu mußten wir ihr eine Zigarettenpause zugestehen, während wir Fotos machten.
Noch vor dem Abendessen wurden wir von unserem Pilgerbegleiter Hermann in die Stadt geführt und er erzählte uns allerhand Wissenswertes.

GUBBIO ist eine Stadt in der Region Umbrien, liegt an den Hängen des Monte Ingino im Apennin und hat 33.000 Einwohner, die Eugubini genannt werden.
Ab 268 v. Chr. gehörte Iguvium zum römischen Einflussbereich. Das heutige Zentrum ist mittelalterlich und von engen Strassen und gotischen Bauten geprägt. Herausragendes Bauwerk ist der Palazzo dei Consoli (Priorenpalast) an der Piazza Grande, in dem in dem kleinen Museum die Iguvinischen Tafeln aufbewahrt sind. Besichtigt haben wir auch noch den Dom Santi Mariano e Giacomo, der gotisch schlicht sich präsentiert (13. Jahrhundert). Die Kirchen San Francesco und Santa Maria della Vittoria, ebenfalls aus dem 13. Jahrhundert, sind weiters erwähnenswert.
Dom von Gubbio
Da gibt es noch die Legende vom Franziskus und dem Wolf, die im Internet nachgelesen werden kann.

Nach dem Abendessen um 19.30 Uhr machten wir auch noch einen kurzen Verdauungsspaziergang durch die Stadt und gingen vor Mitternacht zu Bette.
Reine Gehzeit: 5 St.
Aufstieg: 800 m - Abstieg: 800 m - Strecke: 17,5


Nachdem in unserer Pilgergruppe der Chronist Franz Wibmer mit dabei ist, hat er sich bereit erklärt, ab Sonntag, 03. Mai die Berichte zu schreiben, die ich gerne hier wortgetreu wiedergeben will. 




Priorenpalast in Gubbio




Hl. Ubaldo
So, 03.05.15: BELLUGELLO - VALFABBRICA
Am Sonntag stand die Vorfeier des Festes "Corsa dei Ceri" auf unserem Etappenplan. Dieses Fest in Gubbio war mit ein Grund für die Terminwahl unseres Busunternehmens/Veranstalters. Und es war wirklich ein großes Erlebnis, also gut gewählt! Das "Schauspiel" begann nach der Messe in der Basilika des Hl. Ubaldo, ca. 1 Stunde von unserem Hotel entfernt, am Berg. So zogen Teilnehmer und Zuschauer in Scharen die Schotterstraße hinauf. Das Wetter war wieder prächtig, wie der Blick hinunter auf die großteils mittelalterliche Stadt. Den Beginn der
Gubbio
"Prozession" bildeten zahlreiche Trommler, einheitlich rotweiß gekleidet, die weit zu hören waren und in der Nähe die Trommelfelle strapazierten (sind die Wörter deswegen verwandt?). Denen folgte eine feierlich gekleidete (mit dunklem Anzug und Krawatte) Musikkapelle. Nun kam ein "Gewurle" von Menschen daher, wie es wohl kaum jemand von uns einmal gesehen hat; überwiegend männliche Jugendliche, wovon einige das erste der 3 "Gebilde" aus Holz, Riesenkerzen ähnlich, trugen. Darauf saßen einheitlich gekleidete Kinder mit einer Sonnenblume in der Hand, gefolgt von einer großen Menge Jugendlicher. Interessant zu beobachten war die anscheinend europaweite
(vielleicht weltweite) Frisurmode bei den Burschen: Pilze oder Kämme. So reihten sich Musikgruppen, "Kerzenträger" und Menschenmassen aneinander, bis das 3. dieser Holzgebilde, mit 15 Kindern darauf, den Abschluss bildete.
Während einige von uns den nächsten Teil dieses Schauspiels auf der Piazza Grande erleben wollten, besichtigten andere die nun leer gewordene burgähnliche Basilika des St. Ubaldo. Die Besonderheit dieser Kirche war die Mumie des Hl. Ubaldo im Glassarg hinter dem Altar. Auffiel, dass der hohe, schön gestaltete Unterbau des Sarges stellenweise nass war, was vermutlich mit der Kühlung der Mumie zusammenhängen wird. Einige gönnten sich das Erlebnis, in einer offenen Zweiergondel ins Tal zu fahren, während andere die herrliche Aussicht und die nun entstandene Ruhe nach dem großen Wirbel, beim Hinuntergehen genossen.

Nach einer Mittagspause wurden wir mit dem Bus wieder durch die weite Ebene des Umbriatales geführt, sodass wir erst im Hügelland unsere Pilgerei - mit dem Ziel Valfabbrica - fortsetzen brauchten. Rückblickend konnten wir froh sein, an diesem Sonntag-Vormittag nur relativ wenige Kilometer "marschiert" zu sein, nachdem wir am Nachmittag in eine "Falle" geraten waren, woraus uns das Entkommen doch einiges an Energie gekostet hat.
Als wir im Hügelland eine gewisse Höhe erreicht hatten, konnten wir in der Ferne höhere Berge, sogar mit Schneeflecken, entdecken. Aber unsere Wege waren häufig mit weißlich blühenden, gut riechenden Bäumen und gelb blühenden Sträuchern gesäumt. An schattigen Flecken erfreuten uns die Zyklamen; u.a. eine große Variante von Knabenkraut begleitete uns fast alle Tage.
Fest der Kerzen

Dem Castello di Biscina, einer verlassenen Burg, bei der die Renovierungsarbeiten ins Stocken geraten waren, statteten wir einen Besuch ab. Wir konnten sie übrigens rückblickend sogar nach Stunden wieder sehen. Auf dieser Strecke hatten wir öfters einen Blick auf einen seichten Stausee, bei dem das Wasser nicht einmal zum Fuß der Staumauer reichte. Kleine Eichenbäume, eher Büsche, fielen uns auf, mit vielen großen Eicheln daran, und über riesige Bohnenfelder staunten wir, bei denen keine Mulde und keine steile Stelle ausgespart worden war. Der Steig bzw. der Weg verlief recht angenehm und abwechslungsreich. Leider hatten wir aber bei einer Abzweigung die falsche erwischt, was dazu führte, das "Angebot" einer Abkürzung anzunehmen, um nicht zurückgehen zu müssen. Diese "Abkürzung" entwickelte sich allerdings zu einer abenteuerlichen "Verlängerung", die als besonderes Erlebnis vielleicht gar den anderen Höhepunkten der Pilgerreise "Konkurrenz" macht.
Auf der anderen Talseite war ein Weg zu sehen, den zu erreichen unser nächstes Ziel war. Allerdings gab es dazwischen einen unübersichtlichen, dicht bewachsenen Graben, den wir irgendwo überwinden mussten. Also blieb uns nichts anderes übrig, als durch dieses Buschwerk zu "schliefen", wobei sich Liberat als erster durchkämpfen musste. Beim Abstieg im steilen Gelände hatten wir wenigstens die Möglichkeit, uns an den Sträuchern festzuhalten, um nicht den Hosenboden zu benützen. Im unteren Teil der noch steileren anderen Grabenseite waren uns auch noch Sträucher und Bäume hilfreich, bis sich beim Haltsuchen nur mehr stachelige Brombeerruten anboten. So waren wir im oberen Teil nur mehr auf unsere Beine angewiesen, was sich in der rutschigen, lehmigen
Erde als recht schwierig herausstellte. In dieser Lage erwies sich "unser Bürgermeister" auch noch als findiger Bergretter, indem er mit einem Stock ordentliche Tritte in diese "glitschige" Erde machte und uns in Folge auch noch mit seiner starken Rechten weiterhalf. Das Lachen war den meisten aber trotz des mühevollen und gefährlichen Aufstieges nicht vergangen, als die Lehmklumpen vom Trittemachen hinunterkollerten und die Monika meinte, "Prädinga Erpfilan" zu sehen.
Als erste bzw. eine der ersten hatte die Mariedl den Grabenrand erreicht und hatte als Altbäuerin mit Hausverstand den Einfall, ein hilfreiches Seil vom nahegelegenen Bauernhof zu holen. Aber wie verständigen, nachdem unser Dolmetscher Paul ja als Schlusslicht eingeteilt war? Die Bäuerin wird ja eh durch das Bellen der 3 Hunde und das Schreien des Pfaues schon alarmiert und zum Platz des "Schauspiels" gekommen sein.
Jedenfalls kam zusätzlich zum Strick auch eine Aluleiter zum Einsatz, um
Burg von Biscina
noch den Großteil der Truppe aus dieser steilen, rutschigen "Leite" zu helfen.
Gerade auf diesem Teilstück sind uns 2 Italiener/in und 1 Brasilianer gefolgt, die auch ihre liebe Mühe hatten. Es waren die einzigen Pilger, die uns auf dem Franziskusweg von La Verna nach Assisi begegneten.
Wenn die Bäuerin uns zuerst auch für Verrückte gehalten haben wird, was sie durch ihr Verhalten zeigte, so werden wir sie durch unsere Freude über das gut überstandene Abenteuer umgestimmt haben. Jedenfalls war "Feiern" angesagt, und dazu passt natürlich gerade in Italien ein gewisses Getränk, was auch in besonderer Farbe und in einem besonderen Gefäß von der Bäuerin gebracht wurde. Die Situation war einfach lustig, weil wir so froh waren, wieder festen, ebenen Boden unter unseren Füßen zu haben. Der "gut aussehende" Knecht oder Nachbar verstärkte unsere Fröhlichkeit zusätzlich. Andere, gemischte Gefühle plagten allerdings unsere gute Cilli. Aber es heißt doch: Ende gut - alles gut!
Unser Begleiter Hermann meinte am Heimweg zum Thema der abenteuerlichen Talquerung auf seine überaus sympathische Art, dass er froh sei, dass ihn niemand bei den Ohren gezogen hätte, obwohl er meine, es verdient zu haben. Wir mussten aber auch seiner Meinung beipflichten, dass wir durch das Zusammenhelfen, besonders im letzten Teil des Aufstiegs, unsere Verbundenheit gestärkt hatten. Natürlich passt hier auch ein schriftlicher Dank an alle, die hilfreich waren, besonders an den "Bergretter" Armin! Gedankt sei auch dem Wein-Spender Franz Niedertscheider!
Nachdem wir die Menschen und den Platz, die wir lang (ewig?) in Erinnerung behalten werden, verlassen hatten und nun wirklich auf dem angepeilten Weg angelangt waren, hatten wir nach Valfabbrica nicht mehr weit. Dort wurden wir ja vom "anderen Hermann" für die letzte Nacht in Gubbio abgeholt.
Reine Gehzeit: 5 St.
Geringe Höhenunterschiede ausser der Abkürzung
Strecke: 16,5 km
Römisches Amphitheater Gubbio



Mo, 04.05.15: VALFABBRICA - ASSISI
Am Montag verließen wir die schöne Stadt Gubbio, in der wir viel Interessantes zu sehen und auch zu hören bekommen hatten - nach einem dankenswerten Foto-Stopp am Stadtrand.
Wir wurden wieder durch die weite Talebene schoffiert und bekamen heute in Valfabbrica Zeit, um die Tagesverpflegung zu kaufen und das alte Zentrum zu besichtigen. Bei einem runden Brunnen bot sich ein recht gut geeigneter Platz für unseren gewohnten, gut passenden Pilgerkreis und die einmalig guten Texte vom Hermann. Auf unser Bitten ließ er einige seiner - auch bestens vorgetragenen - Zeilen am Ende unserer
Pilgertage zu unserer Freude kopieren. Die Zeit zum Schweigen hatte unser Hermann auch jedesmal günstig eingeteilt. In diesem Zusammenhang sei auch der "Steirische Fred" lobend für seine hörenswerten Beiträge erwähnt.
Den Weg von der Altstadt hinunter säumten links an der Mauer der Stadtname und Malereien mit Motiven aus dem Leben des Franziskus. Bald folgte über längere Zeit ein ganz angenehmer Weg durch einen kühlen Laubwald, der aber bei und nach Regen kaum begehbar gewesen wäre. Danach erreichten wir wieder Äcker mit junger Gerste und einem mit einer Mischung aus Raps und hellblauem Lein.

Von diesem schönen Platz aus sahen wir zum ersten Mal den höchsten Teil von Assisi, die Burg Rocca Maggiore, über der Stadt. Bald war es auch möglich, die Franziskus-Kathedrale in der Ferne zu erspähen. Für die Mittagsjause genossen wir einen idealen Platz im lichten Laubwald, wo wir uns für den "Ansturm" auf unser Endziel stärken konnten. Später machten wir noch eine sonnige Stehpause bei einem Standbild vom Padre Pio, von wo es über einen herrlichen Waldweg ASSISI zu ging. Es wäre wohl zu schön und zu einfach für Pilger gewesen, so die Stadt zu erreichen. Nein, es war Montag, und darum war das Tor in der hohen Mauer zu. Total unverständlich! Müssen Pilger extra geplagt werden? Aber unverdrossen kehrten wir um, und der Hermann wusste die Lösung. Bald waren wir auf einer Straße, die uns im Gänsemarsch zu einem alten Stadttor führte.

Das war ein tolles Gefühl, als wir bald darauf die Basilika San Francesco mit Ober- und Unterkirche groß vor uns hatten und sogar neben der großen Rasenfläche mit dem PAX zu ihr hinuntergehen konnten.

Gleich wurden wir von einem für uns eingeteilten deutschen Franziskaner Pater empfangen, der uns durch die 2 großartigen Kirchen führte. Außerdem unterbreitete er uns einige allgemeine Gedanken, z.B., dass wir Gott selber zwar nicht sehen können, aber seine Schöpfung, und dass wir ihm im Ja zur Schöpfung auf die Spur kommen können, wie es Franziskus getan hat, wobei er das Bild mit den Vögeln als Beispiel nannte.
Im Zusammenhang mit dem Grab des Heiligen kam er auch auf das Thema Sterbe- und Totenkultur, die viel über die Werte einer Gesellschaft aussagen.
Er erzählte, dass derzeit ca. 70 Patres (einschließlich der Studenten) aus ca. 20 Nationen im Konvent leben.
Nach der interessanten Führung löschten viele ihren Durst in einem der
Franziskus-Basilika Assisi
naheliegenden Lokale, bevor wir unsere erstklassige Unterkunft, das Hotel Posta, aufsuchten, wo wir es uns an einem langen Tisch gemütlich machten. Gemütlich und nett war diese Unterkunft allgemein, und die Terrasse verlockte dazu, die lauen Abende bis in die Nacht auszudehnen.
Reine Gehzeit: 5 1/2 St.
Aufstieg: 500 m - Abstieg: 700 m - Strecke: 20 km



Die, 05.05.15: ASSISI

Den Vormittag des Dienstag verbrachten wir mit einer gemeinsamen Stadtführung durch eine sympathische Frau, die viel (zu viel?) zu berichten wusste. Sie zeigte uns u.a. die Chiesa Nuova mit der auffallend schönen Kuppel, von der man am Foto nur die Spitze sieht. Die Wichtigkeit dieses Ortes liegt aber in der Vermutung, dass hier das Elternhaus des Hl. Franziskus gestanden haben könnte. Einen kleinen Raum im Innern sehen einige Geschichtsforscher als die Zelle an, in die der junge Mann von seinem Vater gesperrt worden war, nachdem er Stoff verkauft hatte zum Erwerb von Baumaterial für den Neubau der kleinen Kirche von San Damiano. Unsere Führerin erzählte u.a. auch davon, dass sein Vater, ein Tuchhändler, gerade auf Geschäftsreise war, als er auf die Welt kam, und dass er auf den Namen Johannes getauft worden sei. Weil seine Mutter aus Frankreich stammte, erhielt er aber den Spitznamen Francesco (kleiner Franzose).

Eine weitere Führung erhielten wir in der Basilika Santa Chiara. Diese Kirche wurde in gotischem Stil auf dem Platz einer früheren Kirche erbaut, wo Franziskus beigesetzt war. Das Innere ist ziemlich schmucklos und einfach, aber die Fensterrose hoch über dem Eingang ist im Gegensatz dazu sehr kunstvoll. Innerhalb der Klara-Kirche befindet sich die Kreuzkapelle, wo das Kreuz aufbewahrt wird, das in San Damiano zu Franziskus sprach.
Klara stammte ja, wie Franziskus, auch aus einer vornehmen Familie. Auch ihr Vater scheiterte beim Versuch, sie vom Vorhaben eines Lebens mit Gebet und Verzicht auf irdische Güter, abzubringen.

Anschließend war der Besuch von San Damiano an der Reihe. Dieser Ort war Zeuge mehrerer Ereignisse. Hier hielt sich der junge Franziskus zu Beginn seiner Bekehrung auf. Hier sprach das Kreuz zu ihm, dass er die "Kirche" wieder aufbauen solle (was 2 Bedeutungen hatte). Hier lebten die Hl. Klara und die Schwestern, und hier schuf der kranke Franziskus den Sonnengesang. Über dem Altar hängt jetzt eine Nachbildung des vorher genannten Kreuzes. Im alten Kloster befindet sich u.a. der Gebetsraum der Heiligen und der Schlafsaal, in dem sie starb.
Durch die Räumlichkeiten hatte uns wieder Frau Silvia geführt und dabei allerhand zu erzählen gewusst.

Am Nachmittag stand die Fahrt zur Basilika Santa Maria degli Angeli am Programm. Sie ist eine der größten Kirchen der Christenheit und wurde zwischen 1569 und 1679 über der Portiunkula-Kapelle erbaut. Die kleine, alte Kapelle in der mächtigen und prächtigen Basilika war ein eindrucksvoller Anblick. Dieser Ort war zum ersten Zentrum der franziskanischen Gemeinschaft geworden, die hier u.a. Kranke und Arme betreute. Hier starb Franziskus am 3. Oktober 1226.

Basilika Santa Maria degli Angeli
Im seitlichen Ausgang "begegnete" uns die liebliche Franziskusstatue mit dem Vogelnest, in dem das Taubenpärchen am liebsten zu zweit gehockt wäre.
Frau Silvia erzählte u.a., dass Franziskus absichtlich Schmerzen leiden wollte und sich deshalb in Rosen legte, die aber ihre Dornen "zurückzogen". Dazu passte der Garten mit den dornenlosen Rosen und die Rosenkapelle mit den Liebessätzen.

Nach der Rückfahrt nach Assisi blieb uns vor dem Abendessen noch ein wenig Zeit. Dabei stellte sich heraus, dass z.B. die Basilika des Franziskus schon um 18.45 Uhr zugesperrt wurde, für italienische Verhältnisse recht früh. Einige von uns hatten es aber geschafft, in der Früh um 6.30 Uhr hinzukommen, um den Patres beim Beten und Singen zuhören zu können. Übrigens zählen alle franziskanischen Pilgerstätten von Assisi zum UNESCO-Weltkulturerbe.


Mi, 06.05.15: EINSIEDELEI CARCERI
 Am letzten Tag vor der Heimreise waren die Carceri, das kleine Kloster am Berg, unser erstes Ziel.
Der Weg war überwiegend grob steinig und steil, aber nicht lang. In diese ursprünglich benediktinische Einsiedelei aus dem 10. Jhdt. zogen sich Franziskus (eigene Grotte) und seine Brüder gern zum Gebet zurück. Auf einem größeren Platz vor einem Kreuz, der auch zum Jausen gut geeignet war, hielt unser Pilgerbegleiter Hermann mit uns einen bewegenden, berührenden Abschluss mit einem gewohnt guten Text und einigen Liedern.
Am Heimweg konnten einige die Raupenkette (Prozession) einer Schmetterlingsart beobachten, die den Namen Prozessionsspinner zu recht trägt. Wie die Verständigung funktioniert, wenn die Kette unterbrochen wird, ist eines der vielen Wunder der Natur.

Vermutlich wegen der bevorstehenden Veranstaltungen (Calendimaggio) hatten wir in Assisi mit einem Platz zum Mittagessen Probleme und waren froh, nach vielen Stufen genug Platz zum Stillen von Hunger und Durst gefunden zu haben. Die Freude war allerdings z.T. gebremst, weil wir nur aufgewärmte Tiefkühlkost in Papptellern serviert bekamen - aber express und sozusagen "über den Dächern von Assisi".

Weil wir der Burg Rocca Maggiore so nahe waren, lockte es einige dort hinauf, was sich lohnte. Man konnte nämlich die ganze Strecke des Weges vom Montag ab dem Übergang, wo wir die Burg zum ersten Mal zu sehen bekamen, bis zur Statue des Padre Pio, überblicken.

Den restlichen Tag hatten wir noch "zur freien Verfügung", was verschieden genutzt wurde. Einige sahen am nahen Hauptplatz den Beginn der Festaufführungen "Calendimaggio", die einen Rückblick auf Begebenheiten aus dem Mittelalter zeigen (Kämpfe zwischen Stadtteilen von Assisi). Auffallend waren die verschiedenen Wappen bzw. Fahnen, die in den Gassen gehisst waren.
Es handelt sich um ein traditionelles, aus dem Mittelalter stammendes 3tägiges Fest zur Begrüßung des Frühlings mit einer Palette von Tänzen und Balladen. Auch der junge Franziskus soll sich daran beteiligt haben und wegen seiner Verse und Balladen bewundert worden sein. Eine bedeutende Rolle bei diesem Festival spielen auch die seinerzeitigen Konflikte zwischen dem oberen und unteren Teil der Stadt, zwischen zwei mächtigen Familien. Heute treten beim Fest die mittelalterlichen Rivalitäten als "freundschaftliche Konkurrenz" in Erscheinung.

Nach dem Abendessen, zu dem wir als Andenken an diese erlebnisreiche Pilgerreise ein Brieflein mit einem sogenannten Tau von der Fam. Bischof geschenkt bekamen, wurde die Einladung des Ehepaares Niedertscheider weitergegeben, uns bald in seinem Haus in Lienz zu treffen, nicht zum Autokauf, sondern zu einem Fotoshooting. Als Nachweis "zur Berechtigung" diene das Tau, wurde gespaßt.

Das Tau war übrigens eines der bevorzugten Symbole des Franziskus, das er in seinen Briefen und Segenswünschen verwendete. Es wird in der Bibel als Zeichen der Rettung erwähnt. Ein anderes Tau, ein langes und dickes Seil, wäre der "Bergrettung St. Jakob" recht dienlich gewesen. Aber zum Erzählen und Lachen im Nachhinein passt es auch so.
Franziskusstatue
Reine Gehzeit: 3 St.
Aufstieg: 400 m - Abstieg: 400 m - Strecke: 9,5 km

Es ergeben sich damit folgende Summen:
Insges. reine Gehzeit: 40 St. (Stadtführungen nicht mitgerechnet)
Aufstieg                     : 3.200 m
Abstieg                       : 4.000 m
Strecke                       : 144 km
Der Schrittzähler von Max verzeichnete insgesamt 213.125 Schritte, die wir auf dem Pilgerweg gemacht haben; dabei sind die Schritte bei der Stadtführung in Assisi nicht miteinberechnet.


Do, 07.05.15: HEIMREISE
Abschied vom freundlichen,lustigen Haus,wo sich viele
aber erst gerade im Auf und Ab orientiert hatten. Das Hotel Posta in Assisi war auch unterbringungsmäßig der Höhepunkt unserer Reise. Nachdem unsere Koffer mit dem Haustaxi zum Bus
Chronist Franz Wibmer mit seiner Frau
gebracht wurden, konnten wir diese besondere Stadt auf dem Weg zum Abfahrtsplatz noch einmal "locker" genießen.

Bald fuhren wir am Trasimeno-See vorbei und sahen schon gemähte Wiesen mit Heuballen, die uns daran erinnerten, dass es daheim auch bald soweit sein wird. Auf der A1 in Richtung Florenz hielten wir nahe Bologna zum Mittagessen auf einer Autobahnraststätte, wo wir auf den richtigen Ausgang achten mussten.
In der Po-Ebene waren große Körnermaisäcker und im Wind wogende Getreidefelder zu sehen, z.T. mit leuchtend rotem Mohn gemischt.
Der Po als zweitgrößter Fluss Europas (Cilli) fiel uns Älpler durch seine braune Farbe und sein träges Fließen auf.
Bald nach Mantua konnte man schon den südlichen Rand der Alpen erblicken, mit Schneeresten, die uns auf die Heimat vorbereiteten. Bei Verona gingen die Äcker schon langsam in Obstbaugebiete (besonders Wein) über. Später, im teils engen Etschtal, wo wir eine Pause einlegten,
fielen die steilen, teils senkrechten Felsen zwischen dem satten Grün auf. Vorher zeigte uns Cilli noch den Wallfahrtsort Madonna della Corona, der wie ein Schwalbennest an den Felsen klebt.

In seiner Heimat Südtirol angekommen, lockerte unser Dolmetscher Paul die Fahrt mit einem heiteren Rückblick auf, mit einer Kurzbeschreibung der Teilnehmer mit anschließendem Dank an den Pilgerbegleiter Hermann Muigg-Spörr und das Veranstalter-Ehepaar Cilli und Hermann Bischof.

Nach Bozen musste man an den von uns gesungenen Liedtext "wo aus schmaler Felsenschlucht der Eisack springt heraus" denken.

Bei der Raststätte LANZ, am Übergang ins Pustertal, gab es die letzte Fahrpause, wobei wir uns von unserem lieben Hans aus Innsbruck/Amras verabschieden mussten. Auch vom Paul, einem vielseitigen und wichtigen Teil unserer Truppe (dies sind die Worte von Franz Wibmer), der auch öfters zur rechten Zeit ein passendes Lied anstimmte, mussten wir uns bald trennen, ebenso von einigen Osttirolern, bevor wir in Lienz ankamen. Die Verabschiedungen waren einerseits wehmütig, aber gleichzeitig auch freudig, weil wir uns im Laufe des Pilgerns kennen und schätzen lernen konnten, und weil gute menschliche Beziehungen so wertvoll sind.
Burg Rocca Maggiore

Das aufrichtige DANKE, besonders an unsere "Führer", soll auch hier noch stehen.
Und auf das Wiedersehen freut sich nicht nur der Chronist des 2. Pilgerteiles, Franz Wibmer, sondern auch der Berichterstatter des ersten Teiles, Paul Neunhäuserer.

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Franz, danke vielmals für Deinen sehr ausführlichen Bericht und die passenden Worte in jeder Beziehung. Ich bin ganz froh, dass ich auf Deine Chronistentätigkeit zu sprechen kam und habe von Deinen Schilderungen einiges gelernt. So ausführlich und treffend werden meine Berichte auch in Zukunft nicht ausfallen, sonst müßte ich abends noch früher zu Bette gehen.
Ein Dank auch von mir an die Organisatoren Cilli und Hermann (gleichzeitig auch umsichtiger, guter und ruhiger Chauffeur), den Pilgerbegleiter Hermann und an alle Pilger/innen; eine nette und unterhaltsame Gruppe. Es ging oft schon in der Früh mit einem herzhaften Lachen von Monika los und so starteten wir immer gut gelaunt den Pilgerweg. Allerdings müsste ich für ihre Dialektwörter noch einen Sprachkurs machen.
Meinungsverschiedenheiten gab es keine, dafür aber jedwede Hilfe, wenn sie nötig war.
Ich habe mich in der Gruppe wohlgefühlt und konnte gleichzeitig auch meine Italienischkenntnisse etwas auffrischen. Bei Obst und Gemüse kenne ich mich jetzt recht gut aus!
Auf ein Wiedersehen bei Franz und Maria-Luise Niedertscheider.  
Ehepaar Cilli u. Hermann Bischof