Am Samstag, 29.05.2010 in aller Herrgott's früh brachte ich Christian zum Zugbahnhof nach Innsbruck. Da lag es nahe, eine weitere Strecke des Jakobsweges anzugehen. Ich fuhr mit dem Auto zurück nach Matrei, bestieg dort den Zug um 8.10 Uhr und fuhr zum Brenner.
Am 19.11.09 habe ich den letzten Teil von Freienfeld bis Brenner erwandert, am Samstag setzte ich nun die Pilgerwanderung vom BRENNER bis MATREI fort.
Um 8.30 Uhr betrat ich auf diesem Pilgerweg das erste Mal mit meinem Wanderstock Nordtiroler Boden. Bei kühlem und wolkenbehangenem Himmel überquerte ich die Grenze und ging an der linken Seite des Brennerseees vorbei Richtung Gries. Auf dem "Wipptaler Wanderweg" gelangte ich zur Sigmundskirche von Lueg und im Wald bergauf und bergab ging es weiter bis Gries. Dieser Wanderweg scheint in letzter Zeit nicht sehr frequentiert zu sein, aber Unrat liegt genügend links und rechts des Weges.
Von Gries ging ich weiter zur spätromanischen Kapelle zum hl. Jakob in Nößlach und auf dem Weitwanderweg 102 gelangte ich nach Stafflach und ein Stück taleinwärts nach St. Jodok zur Kirche des "Kleinen Jakobus". Am Bahnsteig talauswärts und über einen Schotter-, Wald- und Wiesenweg geht es weiter zum Ortsteil Mauern, gelegen an der alten Brennerstraße und auch an der Pilgerroute des Mittelalters. Die Filialkirche St. Ursula ist die älteste Kirche des Wipptals. Um 15.00 Uhr hätte dort eine Trauung stattgefunden, aber ich als Pilger war nicht geladener Gast! Ich mußt natürlich weiterwandern Richtung Matrei und wieder ging es auf dem "Wipptaler Wanderweg" oberhalb von Steinach zur gotischen Ulrichskirche von Tienzens. Auf einem steilen Weg geht es hinunter zum Ortsteil Mühlen. Matrei war nun in Sicht und um 16.00 Uhr erreichte ich den Bahnhof.
Matrei entwickelte sich zum typischen Straßenort, gehörte ab etwa 1000 zum Stift Brixen und wurde 1249 zum Markt erhoben. Die Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt mit der gotischen Statue "Unser Herr im Elend" ist eine der ältesten Wallfahrtsziele Tirols.
Gehzeit: 6 3/4 Stunden (ca. 28 km).
Dienstag, 08.06.10: Letzte Etappe des Jakobsweges von MATREI nach INNSBRUCK.
Um 8.00 Uhr startete ich in Matrei und teils wieder auf dem Wipptaler Höhenweg, teils anderen Wegstrecken ging ich mit meinem Pilgerstock weiter nach Pfons und an den schönen Bauernhöfen von Oberpfons vorbei über die alte Römerstraße nach Ellbögen und weiter ins Mühltal.
Bei schönem und etwas windigem Wetter sah ich viele Bauern bei der Heuernte, passierte gar einige Bauernhöfe, stellte fest, dass bei diesen Höfen lange nicht so viele Hunde zu sehen waren wie in Ost- und Südtirol, dafür aber viele Schwalben, was ja angenehmer ist.
Einen Abstecher machte ich nach St. Peter um anschließend auf dem "Rauher Brunnenweg" durch angenehme Wald- und Wiesenwege nach Patsch zu gelangen. Hier fiel mir der Marsch "Patscher Dörfl" von Gottlieb Weissbacher ein, den wir früher oft mit der "Böhmischen" gespielt haben.
Ein Vergleich mit Olang: auch in Patsch zerstörte im Jahre 1399 ein Großbrand das ganze Dorf mitsamt der Kirche.
Nach einer Stunde Gehweg traf ich dann in Igls ein (beliebter Sommerfrischort der Innsbrucker Bürger und Luftkurort; die kleine Pfarrkirche ist dem Hl. Ägidius geweiht und es sind auch die 14 Nothelfer zu sehen, gleich wie in Mitterolang) und wieder eine Stunde später in der Landeshauptstadt von Nordtirol, in Innsbruck. Zuerst kehrte ich noch in der St.-Martins-Kirche in Vill ein, bevor ich die Ankunft in der Landeshauptstadt mit einer zünftigen Marende und einem kühlen Bier im "Bretter-Keller" feierte.
Nachdem ich das Stift Wilten (ältester Tiroler Wallfahrtsort) hinter mir gelassen habe, bin ich dann um 15.00 Uhr über die Leopoldstgraße beim Dom zu St. Jakob eingetroffen und nach einigen Gebeten unterwegs, habe ich auch im Dom eine Weile im Gebete verbracht.
In Innsbruck ist vieles sehenswert, vor allem natürlich die Altstadt mit dem schon erwähnten Jakobsdom, dem Goldenen Dachl (Wahrzeichen der Stadt), die Maria-Theresien-Straße mit der Maria-Theresien-Säule, der Hofkirche (auch "Schwarzmanderkirche" genannt: dort befindet sich auch das Grabmahl Andreas Hofers) u.v.a.
Für Pilger war Innsbruck auch ein wichtiges Etappenziel. Von hier brachen sie entweder über den Brenner nach Süden auf oder zogen durchs Inntal weiter nach Westen, um über den Arlbergpass in die Schweiz, nach Maria Einsiedeln, zu gelangen.
Die nächste Woche möchte ich dann den Jakobsweg durch Süd-Österreich, Slowenien, Kärnten, Osttirol, Süd- und Nordtirol abschließen mit der Etappe von Graz nach Kühnsdorf/Völkermarkt, wo ich meinen Pilgerweg am 02.06.2008 begonnen habe.
Gehzeit: 5 3/4 Stunden (lt. Schrittzähler 35.660 Schritte = ca. 26,5 km).
3 Kommentare:
Lieber Schwiegervater, es freut mich das Pilger-Tagebuch zu lesen. Ich hoffe, dass dein Beten mit den Füßen weiterhin gut läuft!
hallo Paul,,
gewaltig bische ,danke für deina tollen Nochrichtn
Frieda
Ich grüße Sie recht herzlich aus Leipzig, der Messestadt in Sachsen !
es ist sehr schön Gleichinteressierte im Netz zu treffen, denn im August habe ich mit meiner Frau die Jakobstour in umgekehrter Richtung absolviert und zwar von Mittenwald nach Bozen.Einen Teil der Orte haben wir gesehen bzw. waren zu Gast so z.B.in Innsbruck, Patsch,Steinach, Sterzing und Maria Trens. Ich werde wieder einmal Ihre Schilderungen verfolgen und grüße mit einem Gott zum Gruß B. Kupper
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