Sonntag, 18. September 2011

Alpendurchquerung - Teil 2 - Von Hall in Tirol zum Grödner Joch

Ich zitiere einen Auszug aus der Ausschreibung der "Vai e Via AktivReisen - www.vaievia.com": Die Alpenquerung ist mehr als eine Weitwanderung durch beeindruckende Berglandschaften. Es ist die Durchquerung unseres alpinen Lebensraumes, eine Wanderung durch Kulturlandschaften mit ungeahnten Perspektiven und einer völlig neuen Wahrnehmung unserer Umwelt.

Ziel ist die Querung der Alpen von MÜNCHEN nach VENEDIG in vier Etappen, organisiert von Vai e Via AktivReisen. Teil 2 führt uns heuer von HALL IN TIROL bis zum GRÖDNER JOCH. Vom Inntal erklimmen wir die Tuxer Alpen, queren den Alpenhauptkamm am Pfitscher Joch, bevor wir über das Pustertal die Welt der Dolomiten erreichen.

Teilnehmer: Gertraud, Helga, Johanna E., Johanna K., Linda, Linde, Theresia, Paul


Reiseleiter und Wanderführer: Josef MITTERHOFER.

So, 04.09.11- Anreise mit dem Zug nach Hall in Tirol
Unser 5 Teilnehmer bestiegen um 11.15 Uhr den Zug in Olang und trafen in Franzensfeste unseren Wanderführer Josef und zwei weitere Frauen. Unsere Gruppe wird immer weiblicher. Letztes Jahr waren noch zwei Männer mehr dabei, wir hoffen aber, dass sie das nächste Jahr wieder dabei sein können.
Um 15.00 Uhr starteten wir unser Vorhaben in Hall in Tirol noch bei Sonnenschein. Aufgesattelt mit schweren Rucksäcken (meiner wog an die 12 kg) machten wir uns auf den Weg nach Tulfes. Dort war für Montag ein "Ski-Opening" angekündigt, das wir leider nicht mitmachen konnten! An der Anschlagetafel im Zentrum konnten Olanger WM-Sieger und Medaillengewinner im Böckelrennen ausfindig gemacht werden: Christiane Jud, Thomas Mutschlechner, Wolfgang Jud.
Um 18.00 Uhr trafen wir im Gasthof Windegg ein und bezogen unser Quartier. Nach dem guten und reichhaltigen Abendessen gingen wir dann zu Bette.
Wir freuen uns mit der Wirtin die Sommersaison abzuschließen, schrieb unser umsichtiger Wanderführer Josef.
Strecke: 10 km - Höhenmeter: 750 - Reine Gehzeit: 3 Stunden

Mo, 05.09.11 - Vom Inntal in die Tuxer Alpen
Start beim Gasthof Windegg bei Nebel und Wolken um 8.00 Uhr.
Nach dem Frühstück kehrten wir noch kurz in der nahegelegenen Kapelle "Maria zum Guten Rate" ein und beteten kurz für eine gute Wanderwoche.
Der Regen setzte bald ein und begleitete uns den ganzen Tag. Vorbei an der Voldertalhütte und Vorbergalm gelangten wir zur Steinkaseralm, wo wir eine kurze Regen- und Lilapause einlegten (ich hoffe, durch diese Werbung auch honoriert zu werden).
Weiter ging es über das österreichische Scharfschießgebiet (militärisches Sperrgebit: gar einige Hinweisschilder) zum Naviser Jöchl (2.480 m - höchster Übergang an diesem Tag), am Klammsee entlang zum Klammjoch und bergab Richtung Lizumer Hütte.
Der Verkühlung vorbeugend tranken wir auf 2.000 m Höhe ein oder zwei? Runden "Zirbisschnaps". Wir wurden vom Hüttenwirt freundlich empfangen und der Trockenraum war für uns eine Wohltat, hatten wir doch am nächsten Morgen wieder trockene Gewänder und Schuhwerk.
Nach dem Abendessen und der Durstlöscherrunde bezogen wir gegen 22.00 Uhr unsere Schlafgemächer.
Strecke: 20,5 km - Höhenmeter: 1.500 - Gehzeit: 6 1/2 St.

Die, 06.09.11 - Das Herz der Tuxer Alpen
Frühstück war bereits um 6.15 Uhr angesagt; wir mußten, laut Auskunft des Hüttenwirtes, die Lizumer Hütte bereits vor 7.00 Uhr verlassen, da deutsche Soldaten Scharfschießübungen programmiert hatten, sonst hätten wir länger auf den Abmarsch warten müssen.
Die wunderbare neue Lizumer Hütte ist Startpunkt für eine der schönsten Etappen. Von Joch zu Joch, von Boden zu Boden wird die Aussicht immer besser und der Hintertuxer Gletscher rückt in unmittelbare Greifweite.
Am See vorbei ging es bergauf Richtung Geierjoch (2.743 m) und weiter in die Tuxer Alpen. Vom Joch aus ist die Aussicht grandios: links die Hohen Tauern und die Kitzbühler Alpen, rechts die Ötztaler und die Stubaier Gletscherberge.
Am Junssee auf 2.684 m ging es rechts vorbei zum Gschützspitzsattel und zum Tuxer-Joch-Haus. Dort hielten wir Mittagsrast und stiegen noch auf zum Spannagelhaus auf 2.530 m (www.spannagelhaus.at), wo uns der Hüttenwirt recht freundlich begrüßte und willkommen hieß. Das Wetter war schön und wir waren guter Stimmung. Unterwegs sahen wir einzelne Gemsen, dafür waren umso zahlreichere Murmeltiere.
Vor dem Abendessen erfolgte noch eine Führung durch das Naturdenkmal der "Spannagel-Höhle". Im Jahre 1964 wurde diese einmalige Höhle unter Denkmalschutz gestellt und seit 1994 ist ein Teil für Besucher geöffnet. In einem einstündigen Rundgang kann sie besichtigt werden und man kann gleich erahnen, welch wuchtige Wildbäche an der Entstehung dieses Höhlensystems beteiligt waren. Blau-grau-weiße Marmorstreifen sind zu sehen und einzelne Stalagmiten und Stalaktiten sowie ein Bärenkopf sind ausgestellt.
Nach dem üppigen Abendessen unterhielten wir uns noch recht lustig mit dem Hüttenwirt und der sympatischen Köchin und Stellvertreterin, um nicht zu sagen "Managerin". Es herrschte eine ausgelassene und fröhliche Stimmung und die letzte Schnapskonsumation wurde in Löffeln verabreicht.
Strecke: 17,5 km - Höhenmeter: 1.400 - Gehzeit: 7 St.


Mi, 07.09.11 - Zillertaler Alpen und Querung des Alpenhauptkammes
Abmarsch um 7.15 Uhr nach dem Frühstück und der Verabschiedung vom Hüttenwirt.
Gut gelaunt stiegen wir zur Friesenbergscharte auf (2.910 m - höchste Erhebung der heurigen Tour). Einige Schneehühner begleiteten uns ein Stück des Weges. Auf der Friesenbergscharte hat man einen herrlichen Ausblick zum Hochfeiler, Hochferner, Möseler und Löffler. Der Abstieg auf der Südseite ist mit Stahlseilen und einigen Trittbügeln weitestgehend entschärft worden. Ein toller Blick zu den Zillertaler Alpen, bevor wir über den wunderschönen Berliner Höhenweg - die Friesenberg-Hütte links liegen lassend - zur neuen Olpererhütte gelangten, wo wir uns zu Mittag stärkten. Unterhalb dieses Weges ist der Schlegeis-Speichersee zu sehen, rechts von der Hütte der Olperer und Schrammacher.
Der Weitermarsch zum Pfitscher Joch (Neumarkter Höhenweg), wo wir dann endlich Südtiroler Boden betraten, war steinig und eher mühsam.
Was uns beim Überqueren der Grenze noch aufgefallen ist: wir wechseln von den Metallhinweisschildern zu den originellen Holzschildern!
Vom Pfitscher-Joch-Haus ging es nur mehr bergab in das verträumte Dorf Stein und in den gleichnamigen Gasthof, wo wir das erste Mal in Südtirol übernachteten. Ein gutes Abendessen wurde uns serviert und das Schlafen in den urigen Zimmern war angenehm.
Strecke: 21,5 km - Höhenmeter: 800 - Gehzeit: 8 St.


Do, 08.09.11 - Vom Pfitscher ins Pfunderer Tal
Wir starteten um 8.15 Uhr nach dem Frühstück in Stein und stiegen zur dritten Kehre der Pfitscher-Joch-Straße auf, wo wir zuerst ein Stück des Weges zur Hochfeilerhütte gingen um gleich später rechts abzubiegen auf den nicht sehr ausgeprägten Steig steil nach oben zum Gliderschartl auf 2.644 m, zuerst einige Drahtzäune übersteigend.
Der Abstieg zum Grindelberger See mit dem am Rande üppigen Wollgras und dem Blick zu den Dolomiten am Horizont war beeindruckend, obwohl ab und zu ein Regentropfen vom Himmel fiel.
Die am Abstieg gelegene urige Obere Engbergalm nutzten wir zu einem kurzen Einkehrschwung und genossen den Graukäse mit Butter und zur Verdauung tranken wir noch einen Almschnaps und sangen, wie jeden Tag, das Lied "Ein Prosit...". Auf der Alm klingt es einfach besser! Vielleicht können wir für das nächste Jahr noch ein zweites Lied einstudieren!!!
Über den Weiler Dun erreichten wir den Gasthof Brugger in Pfunders, wo wir gegen 16.00 Uhr eintrafen.
Nachdem es in Pfunders keine Pizzeria gibt, haben wir im Gasthof zu Abend gegessen und sind dann anschließend schlafen gegangen. Es ist auch immer wieder fein im Tale zu übernachten, weil es dort auch die Möglichkeit zum Duschen gibt.
Strecke: 20 km - Höhenmeter: 1.100 - Gehzeit: 6 1/2 St.


Fr, 09.09.11 - Querung des Pustertales
Ich zitiere den Wanderführer Josef: "Morgens nach dem Frühstück Aufbruch von Pfunders nach Niedervintl. Wir unterquerten dort die Hauptstraße und die Eisenbahn und überquerten die Rienz". 
Wir folgten der Beschilderung "Weg 14 - Roner Hütte", der gleich nach der Prieler Hütte rechts in den Wald führt. Die Gruppe, angeführt von Josef, war ganz süchtig nach Pfifferlingen, die neben dem Wegesrand zuhauf zu finden waren. Der erste Wegabschnitt im Wald war ziemlich steil und mühsam. An der Leachenalm vorbei erreichten wir um die Mittagszeit die Roner Hütte, wo wir gut bewirtet wurden und der Köchin ein verdientes Lob aussprachen. Ein von den Wirtsleuten spendiertes Schnapsl, bei herrlichstem Wetter auf der Terrasse, tat der Wandergruppe sichtlich gut.
Über das Astjoch (2.194 m), nach vorheriger kurzer Einkehr in der Starkenfeldhütte, erreichten wir am späteren Nachmittag die Kreuzwiesen Alm (Lüsneralm). Schon der herrliche Anblick dieser Alm in der abendlichen Sonne stimmte alle froh. Der hellgraue Fels des Peitlerkofel in nicht allzuweiter Entfernung war Fotomotiv für gar einige unserer Gruppe und auch anderer Gäste dieser Alm.
Die mitgebrachten Pfifferlinge mit Reis wurden beim Abendessen als Vorspeise serviert. Das Essen schmeckte vorzüglich und die herrliche Abendstimmung wurde auch noch in Bildern festgehalten.
Nach dem Abendessen spielte noch ein junger, talentierter Ziehorgelspieler zur Unterhaltung und zum Tanz auf und wurde mit Applaus reichlich belohnt.
Die Schlafgemächer waren auch alle sehr gemütlich und so konnten wir ausgerastet am nächsten Tag weitermarschieren.
Strecke: 14,5 km - Höhenmeter: 1.600 - Gehzeit: 6 St.


Sa, 10.09.11 - Nördliche Dolomiten
Der Peitlerkofel, der in Südtirol eine weit sichtbare Landmarke darstellt, weist uns den heutigen Weg.
Wir verließen, nach dem guten Frühstück, die Kreuzwiesen Alm und erreichten in angenehmer Wanderung bei schönem Wetter das Jakobsstöckl. Über die Wieser Alm ging es zum Glittner Joch und zum Glittner See, wo zwei Schwäne abwechselnd den Kopf ins Wasser steckten. Laut Kastelruther Version sollten dies Gänse gewesen sein!
An der Turnaretscher Hütte vorbei querten wir den Maurerberg, passierten einen Unterstand und gelangten zur bewirtschafteten Maurerberghütte, wo wir allerdings vorbei gingen. Ach wie schade!
Über den geschotterten Fahrweg erreichten wir schließlich die Passstraße und über einen Waldweg gelangten wir zum Würzjoch. Dort wartete Reinhold auf uns und nachdem er uns ein gutes Tröpferl Weißwein spendierte, durfte er uns bis zum Grödner Joch begleiten! Auch die Frau und die Kinder unseres Wanderführers schauten im Almgasthof Würzjoch kurz vorbei, wo wir uns um die Mittagszeit auch stärkten.
Der Aufstieg zur Peitlerscharte in der frühen Nachmittagssonne war etwas mühsam, dafür der Ausblick in die Dolomiten bezaubernd. Unter unseren Sohlen spürten wir zum ersten Mal den Dolomit; welch ein angenehmes Gefühl.
Einige wagten noch den Aufstieg zum Peitlerkofel, andere wiederum zogen es vor, über das Kreuzkofeljoch zur Schlüterhütte (2.301 m) zu gehen, ein frisches Bier zu trinken und ohne Rucksack auf den Zendleserkofel (2.422 m) zu steigen. Die Bedürfnisse waren unterschiedlich, aber zum Abendessen trafen wir uns gemeinsam wieder in der Hütte, genossen Speise und Trank und unterhielten uns prächtig. Einige harrten noch etwas länger aus, plauderten mit dem Wirt und zwei Nachbarsgästen und kamen nicht umhin, den Durst ab und zu zu löschen. Vor sie die Schlafgemächer aufsuchten wurde noch im Waschraum gedichtet und gereimt, sodass die Lachmuskeln noch entsprechend beansprucht und trainiert wurden. Der feucht-fröhliche Abend ging gegen 1.00 Uhr zu Ende. Gäste haben sich keine beschwert und so waren auch keine Beanstandungen zu befürchten.
Welch eine Ehre: bisher konnte ich immer beim Reise- und Wanderführer Josef im Zimmer übernachten, für die letzte Übernachtung hatte er ein Einzelzimmer und ich war in einem Dreibettzimmer untergebracht. Ich hoffe, die Nächte nicht zuviel gestört zu haben!
Strecke: 23 km - Höhenmeter: 1.200 - Gehzeit: 7 St.

So, 11.09.11 - Villnösser Geisler
Um 7.50 Uhr, nach dem Frühstück, verließen wir die Schlüterhütte frohen Mutes, überquerten das Bronsoijoch und gelangten auf die Medalges Alm und zum Kreuzjoch. Fast schon zu steil wirkte die Roa-Scharte aus der Ferne, später mußten wir feststellen, dass der erste Eindruck getäuscht hat. Wir erreichten den Klettersteig zur Nives-Scharte (2.740 m), der mit Drahtseil versichert und eine 4-m-Leiter zu überwinden war. Wir meisterten dies alles Bravorös und Josef hatte mit uns eine helle Freude. Auf der Scharte hatten wir eine tolle Aussicht zu den Geislerspitzen, Lang- und Plattkofel, Sella-Stock und Pelmo.
Auf der Puezhütte genehmigten wir uns die obligate Mittagspause und nach zwei Stunden Fußmarsch über das Crespeina- und Cir-Joch kamen wir glücklich und zufrieden am Ziel des zweiten Teiles der Alpendurchquerung, am GRÖDNER JOCH (2.125 m) an.
Wir waren sogar überpünktlich und mußten noch eine Weile auf den Bus nach Gröden bzw. Corvara warten. Durch die Unpünktlichkeit des Busfahrers versäumten wir die Anbindung in Corvara und mußten daher ein Taxi für die Weiterfahrt organisieren. Ab Zwischenwasser wurden wir gütigerweise von Theresia und Hans nach Hause chauffiert. Danke nochmals für diesen Dienst.
Strecke: 18 km - Höhenmeter: 950 - Gehzeit: 6 Stunden


Insges. Strecke: 145 km - Höhenmeter: 9.300 - Abstieg: 7.750 m - Reine Gehzeit: 50 St.

Zum Schluss möchte ich mich noch im Namen aller bei unserem umsichtigen, ruhigen und freundlichen Wanderführer JOSEF bedanken. Er war ein sehr zuverlässiger und angenehmer Begleiter und geselliger Mensch. Wir wünschen uns, dass er uns das nächste Jahr wieder begleitet.
Die Ausgeglichenheit und Ruhe hat sich auch auf die Wandergruppe übertragen; es hat während der ganzen Woche nie ein Problem gegeben, ausser mit dem SAD-Chauffeur, aber das ist wieder längst vergessen.
Konditionell waren auch alle in guter Verfassung, was sich auch in den Gehzeiten ausdrückt. Wir haben die täglich angegebenen Richtzeiten immer unterboten.
Die Geselligkeit und der Spassfaktor in den Hütten und unterwegs kam auch nicht zu kurz. Was noch verbesserungsfähig wäre ist das Singen. Ein Lied singen wir ganz gut, für zusätzliche müßte das nächste Jahr vorher noch ein Probe eingeschoben werden.

Ich freue mich schon auf Teil 3 der Alpendurchquerung und hoffe, dass im Jahr 2012 die heuer ausgefallenen Männer wieder dabei sind.

Berg Heil und alles Gute für die Zukunft.