Samstag, 18. September 2010

Alpendurchquerung - Teil 1 - Von München nach Hall in Tirol

In der Ausschreibung von "Vai e Via AktivReisen - www.vaievia.com" steht zu lesen: die Alpen sind wohl eine der faszinierendsten Naturräune Europas.
Ziel ist die Querung von MÜNCHEN nach VENEDIG in drei Etappen. Teil 1 führt uns von München nach Hall in Tirol. Von der bayerischen Metropole queren wir liebliche Hügel und das Alpenvorland, bevor wir die nördlichen Kalkalpen erklimmen und das langgezogene Inntal erreichen.
Teilnehmner: Gertraud, Helga, Johanna E., Johanna K., Linda, Linde, Theresia u. Reinhold, Kurt, Paul

Reiseleiter und Wanderführer: Josef MITTERHOFER

So, 05.09.10 - Anreise mit dem Zug nach München
Mit dem Zug sind unser sechs Personen um 14.15 Uhr bei schönem Wetter in Olang abgefahren, auf die anderen Teilnehmer sind wir in Franzensfeste gestoßen; den Münchner Hauptbahnhof haben wir um 18.30 Uhr erreicht und haben gleich anschließend im Hotel "Royal" in der Schillerstraße Quartier bezogen. Komisch, abends ist hier mehr los als untertags, berichtet unser Wanderführer Josef auf "www.al-to.eu". Und das stimmt so.
In einem typischen Münchner Lokal genossen wir in geselliger Runde das Abendessen, aber leider ohne typischen bayerischen Schweinebraten, der zwar beim Eingang groß angepriesen, aber nicht mehr vorrätig war. Dafür schmeckte das Paulaner Bier umso besser!

Mo, 06.09.10 - Durch die Isarauen
Bei herrlichem Wetter starteten wir um 8.00 Uhr am Marienplatz, durch das Isartor hindurch, am Deutschen Museum und dem Tierpark Hellabrunn vorbei und den Isarauen entlang stadtauswärts. Vor dem Kloster Schäftlarn machten wir noch kurz Rast am Georgenstein (Halbzeit unserer Tagesetappe) und genossen dann das Oktoberfestbier und den Ochsenbraten zu Mittag im Klostergarten.
Die letzten 10 km  bis nach Wolfratshausen waren sehr mühsam und um 17.30 Uhr erreichten wir den angestrebten Ort, wo wir humpelnd im Gasthaus "Humplbräu" unsere schweren Rucksäcke (meiner wog ca. 12 kg und tauschen wollte mit mir niemand, deshalb nehme ich an, dass er einer der Schwersten war) abstellen und uns kurz erholen konnten. Verschiedene Salben wurden ausgetauscht und der Weg zum nahegelegenen Restaurant ließ erkennen, dass unsere Füße noch sehr schwer waren. Deshalb war es auch verständlich, dass wir gleich nach dem Abendessen die Schlafgemächer aufsuchten.
Strecke: 34 km - Höhenmeter: 350 - Abstieg: 300 m - Reine Gehzeit: 6 1/2 St.


Di, 07.09.10 - Den Isarauen entlang nach Bad Tölz
Start war wiederum um 8.00 Uhr nach dem Frühstück im "Humplbräu"; die Temperaturen und das Wetter zum Wandern waren angenehm. Großteils ging es wieder der Isar (Reinhold wollte mit einem Floß wiederum zurück nach München!) und den Isarauen entlang, an Geretsried vorbei, auf Schotter-, Wald- und Feldwegen und einigen Teilstücken auf Asphalt. Die Aussicht war nicht berauschend und auf dem ganzen Teilstück gab es leider keine Einkehrmöglichkeit. Eine kurze Mittagsrast wurde uns vom Wanderführer Josef empfohlen und sobald wir dann den Isarweg verlassen hatten, sahen wir einzelne Bauernhöfe im Weiler Fiecht und Reinhold hatte die gute Idee, um ein Getränk dort anzuhalten (Supi!). Der Jungbauer hatte Verständnis und brachte uns das gewünschte Getränk und wir setzten die Wanderung, zurückkehrend zur Isar, bis nach Bad Tölz fort, wo wir um 15.30 Uhr eintrafen und nachdem wir die Übernachtungsstätte erst um 17.00 Uhr aufsuchen konnten, haben wir uns noch ein Bier in einem Cafè an der Isarbrücke mit Aussicht zum Kalvarienberg gegönnt.
Müde bezogen wir die nette Wirtschaft "Zantl" im Zentrum und verspeisten das vorzügliche Abendessen. Es ist eines der ältesten Häuser in Bad Tölz mit einer altbayerischen Gaststube und historischen Gästezimmern im Stil früherer Zeiten.
Strecke: 29 km - Höhenmeter: 400 - Abstieg: 300 m - Gehzeit: 5 1/2 St.


Mi, 08.09.10 - Von der Auenlandschaft in die Berge
Aus der vielseitigen Auenlandschaft der Isar führt uns diese Etappe in die Berge.
Startzeit war um 8.15 Uhr in Bad Tölz. Zuerst ging es wieder der Isar entlang auf angenehmen Schotterwegen (Achtung Radfahrer unterwegs!), vorbei an Arzbach, über Almwege und grüne Weiden übers Längental Richtung Benediktenwand (Hausberg der Münchner). Eine Stunde Gehzeit vor der Tutzinger Hütte machten wir eine Mittagspause auf der Tiefentalalm und trafen um 14.30 Uhr, kurz vor dem Regen, auf der bereits erwähnten Hütte ein. Es kann auch ein Vorteil sein, wenn man frühzeitig - dank Josef und den wirklich trainierten Teilnehmern - am Ziel ist. Auch die Nacht hindurch hat es ausgiebig geregnet. Es war direkt romantisch auf der Hütte.
Ein Begrüßungsschnapsl von Josef tat uns allen gut! Der freundliche Empfang der Hüttenwirtin nach dem ersten größeren Berganstieg war wohltuend. Nachdem wir schon frühzeitig  angekommen waren, durfte ein "Karterle" nicht fehlen und Sieger waren natürlich die Männer, obwohl wir in Unterzahl waren (4 : 7). Das Essen schmeckte auch und wie die Geräuschkulisse in der Nacht in den Zimmern ausfiel, ist mir nicht bekannt. Bettruhe: 22.00 Uhr.
Strecke: 22 km - Höhenmeter: 900 - Abstieg: 350 m - Gehzeit: 5 St.

Do, 09.09.10 - Durch die Jachenau ins Rißtal
Als Jachenau wird das idyllische Wald- und Wiesental bezeichnet, in dem der Ort gleichen Namens liegt. Das Rißtal liegt schon im Bereich des Karwendelgebirges. In der unberührten Natur der Vorderriß hat der Dichter Ludwig Thoma einige Kindheitsjahre verbracht, sein Vater war Oberförster in Vorderriß. Heute gehört das Rißtal dem Fürsten von Luxemburg, wo er auch sein eigenes Jagdrevier hat. Nicht nur auf die Naturlandschaften sonder auch auf die Kultur hat uns unser Wanderführer hingewiesen.
Wir starteten wiederum um 8.00 Uhr, nach dem Frühstück, bei leichtem Nieselregen, ausgehend von der Tutzinger Hütte auf den Sattel Richtung Benediktenwand. Den Aufstieg auf diese Wand ersparten wir uns, nachdem das Wetter auch nicht einladend war. Stattdessen bogen wir rechts ab, vorbei an zwei, wie es so aussah, heimischen Steinböcken, über Stock und über Stein bis in die Jachenau hinein. Dort gönnten wir uns eine gemütliche Mittagspause und Josef verarztete noch eine unserer Teilnehmerinnen, nachdem er zuerst mit einer Physiotherapeutin Rücksprache gehalten hatte (der Name ist mir nicht bekannt und kann auch aus Datenschutzgründen nicht genannt werden).
An einem schön gelegenen Bauernhof vorbei und bei mäßigem Anstieg erreichten wir die Lainer Alm, die erste bewirtschaftete Alm auf unserer Wanderung. Einkehr ist Pflicht, wer's nicht tut, der ist für nicht's! Bier und Kuchen verträgt sich auch und ein Schnaps für die Verdauung kann auch nicht schaden.
Der Wettergott meinte es gut mit uns und so kehrten wir auch in der Luitpolder Alm ein, die nicht so weit entfernt war von der vorherigen. Eins, zwei, drei und schon ging es wieder weiter. Ein Lied der Sennerin für die spendierte Runde mußte natürlich auch sein!
Den Rißsattel erreichten wir in flotten Schritten und die vielen Serpentinen hinunter nach Vorderriß waren ein Leichtes nach dem Kurvengeist.
Im Alpengasthof "Post", wo wir um 17.00 Uhr eintrafen, lassen wir den Wandertag gemütlich ausklingen. Obwohl Ruhetag war, hat uns der Wirt ein zünftiges Abendessen serviert (Hirschgulasch). In den gemütlichen Zimmern ließ es sich auch gut übernachten.
Schade, dass mein Sohn Hannes, wie eigentlich geplant, an diesen letzten zwei Wandertagen nicht dabei war. Ich hatte ihn, begründet durch die Schlechtwetterprognosen, von der Fahrt nach Bad Tölz abgeraten. Dies war ein Fehler, weil die Prognosen nicht stimmten und er sich sicherlich bei uns wohlgefühlt hätte.
Strecke: 20 km - Höhenmeter: 700 - Abstieg: 1.200 m - Gehzeit: 5 St.

Fr, 10.09.10 - Karwendelgebirge
Auf der heutigen Etappe überqueren wir die Grenze zwischen Bayern und Tirol und gelangen ins Karwendelgebirge, das ein besonderes Naturparadies darstellt.
Nachdem bis Hinterriß die meiste Zeit auf der Fahrstraße zu gehen gewesen wäre, haben wir beschlossen, das öffentliche Verkehrsmittel um 10.45 Uhr zu besteigen. So passierten wir im Bus den heute, Gott sei Dank, nicht mehr existierenden Grenzbalken zwischen Deutschland und Österreich.
Der Aufstieg ins Johannestal zum Kleinen Ahornboden war recht angenehm. Dort machten wir eine kurze Mittagspause und fotografierten u.a. auch das Denkmal von HERMANN von BARTH, dem Besteiger von insgesamt 88 Karwendelgipfeln in den Jahren 1870/71, davon 12 als Erstbesteiger. Er ist im jugendlichen Alter von 31 Jahren in Afrika verstorben.
Auf dem Europawanderweg E4 markierten Pfad ging es bei leichtem Nieselregen weiter zum Hochalmsattel und zum Karwendelhaus, wo wir um 15.00 Uhr eintrafen. Wir haben die Zeit auf der Hütte genossen und bereiteten uns auf den morgigen schwierigen Tag vor.
.Strecke: 12 km - Höhenmeter: 800 - Abstieg: 50 m - Gehzeit: 3 St.

Sa, 11.09.10 - Im Herzen des Karwendelgebirges
Die heutige Tour zählt zu den Schönsten im Karwendelgebirge. Wir bewegen uns im Bereich der Isarquellen (sie mündet nach 290 km in die Donau), dem Fluss der uns von München bis hierher häufig begleitet hat.
Wir starteten um 7.45 Uhr zur Königsetappe dieser einwöchigen Wanderung. Bei herrlichem Wetter aber etwas kalten Temperaturen erreichten wir um 10.00 Uhr den Schlauchkarsattel (2.639 m), nach einem Aufstieg auch im Schnee. Einige Gipfelhungrige sind noch zur Birkkarspitze auf 2.749 m auf teilweise drahtseilversicherten und ausgesetzten Steig aufgestiegen (höchste Erhebung des Karwendelgebirges), nachdem zuerst der Rucksack auf dem Sattel deponiert wurde. Eine herrliche Aussicht war der Lohn für den Aufstieg.
Nach einer Rast am Sattel wartete ein langer, teils seilgesicherter und serpentinenreicher Abstieg durch das Birkkar hinunter.
Theresia (immer in kurzen Hosen unterwegs!) wartete auf unsere deutsche Begleiterin Susanne, zu der wir nach Bad Tölz gestossen sind, und begleitete sie auf dem drahtseilversicherten Abstieg. Sie war sicherlich froh um diese Hilfe. Auch unser Wanderführer Josef war bestrebt uns alle gut ins Tal zu bringen. Einige Teilnehmer haben im Vergleich zum Vorjahr erhebliche Fortschritte gemacht. Etwas weiter unten, im schotterigen Gelände saß aber trotzdem jeder einmal auf seinem Hosenboden, aber Gott sei Dank, ohne gröbere Verletzungen oder Abschürfungen.
Bis zur 1.500 m tiefer gelegenen Kastenalm war es ein langer Abstieg und wir hatten dort Hunger und Durst. Der Aufstieg zum Hallerangerhaus (etwa 500 hm) war noch etwas mühevoll, aber wir waren ja darauf vorbereitet. Um 17.15 Uhr erreichten wir unsere letzte Hütte auf dem 1. Teil der Alpendurchquerung.
Unsere Stimmung war gut und so wurde noch das eine oder andere Bier - einen Begrüßungsschnaps spendierte das Haus, die anderen wurden nicht mehr gezählt - getrunken. Es wurden natürlich auch reichlich alkoholfreie Getränke während dieser Tour eingenommen, sonst hätten wir diese anstrengenden Etappen sicherlich nicht geschafft. 
Susanne wurde nach dem Abendessen noch zur Karwendelkönigin gekürt. Wirklich eine nette Geste.
Der anstrengendste Tag geht zu Ende und wir suchten zu angemessener Zeit unsere Betten bzw. Lager auf.
Strecke: 20 km - Höhenmeter: 1.750 - Abstieg: 1.600 m - Gehzeit: 7 1/2 St.

So, 12.09.10 - Abstieg ins Inntal
Endziel des ersten Teiles auf dem Weg von München nach Venedig ist Hall in Tirol mit seiner malerischen Innenstadt.
Nach dem Frühstück starteten wir gemütlich und ohne viel Stress. Vom Hallerangerhaus waren noch gute 300 m Aufstieg zu absolvieren bis wir auf das Lafatscherjoch gelangten. Von den Höhenzügen des Karwendels hat man einen schönen Ausblick auf das grüne Inntal. Bei super Wetter und etwas frischen Temperaturen sahen wir entlang des Steiges gar einige Gemsen, die die Menschen schon gewohnt waren und ein passendes Fotomotiv bildeten.
Gemächlich stiegen wir nun durch Latschen hinab ins Isstal und kehrten im Gasthaus St. Magdalena zum Frühschoppen ein. Schade nur, dass wir am aufgelassenen Salzbergwerk vorbeimarschiert sind.
Da gerade Sonntag, gingen wir auch in die nahegelegene Klosterkirche zu danken, dass alles gut gegangen ist.
Der Abstieg nach Hall war nicht mehr weit und wir durchquerten im gemütlichen Schritt die Innenstadt.
Im Rathauscafè stärkten wir uns noch, verabschiedeten uns von Susanne und gingen dem Bahnhof zu.
Um 16.30 Uhr war Abfahrt und um 19.45 Uhr sind die Letzten in Olang ausgestiegen.
Strecke: 18 km - Höhenmeter: 550 - Abstieg: 1.600 m - Gehzeit: 4 1/2 St.

Insges. Strecke: 155 km - Höhenmeter: 5.450 - Abstieg: 5.400 m - Reine Gehzeit: 37 St.

Zum Schluss möchte ich mich noch im Namen aller Teilnehmer bei unserem Wanderführer JOSEF recht herzlich bedanken. Er war ein angenehmer Begleiter und geselliger Mensch. Es hat während der ganzen Woche nie Probleme gegeben, was natürlich auch auf die Gruppe zurückzuführen ist. Konditionell waren wir alle in top Form, was sich auch in den Gehzeiten ausdrückt. Wir haben die angegebene Richtzeit immer unterboten und waren frühzeitig auf den Hütten!
Die Geselligkeit bzw. der Spassfaktor in den Hütten und auch unterwegs kam auch nicht zu kurz. Den eisacktaler und überetscher Teilnehmern mußten wir gar einige Pustertaler Dialektwörter beibringen, damit es während dieser Woche zu keinen Missverständnissen kommen konnte. Es ist uns auch gelungen, denn wir haben uns immer prächtig verstanden!
Reinhold gab auch sein Wissen in der Gesteinskunde preis, wie lange dies aber in unseren Köpfen bleibt muß noch beim Nachtreffen unter Beweis gestellt werden.

Ich freue mich schon auf den Teil 2 der Alpendurchquerung und hoffe, dass alle wieder mit dabei sind.