Montag, 6. Juli 2009

Der Jakobspilger war wieder unterwegs

Am Mittwoch, den 01.07.2009 bin ich in Olang um 6.30 Uhr losgefahren, den Zug in LIENZ um 7.50 Uhr bestiegen und in WEISSENSTEIN, wo ich letztes Jahr meine Pilgerwanderung abgebrochen habe (siehe eigener Bericht), um 9.15 Uhr angekommen. http://sigimapaul.blogspot.com/2008/06/jakobspilger-durch-krnten-vom-0206.html

Ich habe dort meine Wanderung begonnen und bin über Kellerberg - Feffernitz - Freistritz - Laas - Fresach (dort hat mich ein Einheimischer deutscher Abstammung ganz überraschend zu einem wohltuenden, frischen Getränk eingeladen und wir haben währenddessen einige Gedanken über den Jakobsweg ausgetauscht) und über den Höhensteig nach St. Jakob ob Ferndorf gelangt, wo ich neben der riesigen Linde die Jakobskirche erblickte, ein wirklich einzigartiges gotisches Kleinod, aber leider versperrt.

Nachdem der Regen eingesetzt hat, bin ich dort eine Weile verblieben und dann kurz mit dem Regenschirm weitermarschiert nach Insberg - Kleinegg - Großegg (der Weg verläuft auf einer Kuppe mit schönem Ausblick rechts zum Millstätter See und links ins Drautal) - Winkl und MOLZBICHL, Sitz eines frühmittelalterlichen karolingischen und damit ältesten Kärntner Klosters. Dort habe ich im Gasthof "Steinbrugger" übernachtet.

Am Abend dieses Tages hat mich Ernst aus Spittal abgeholt und wir sind nach Seeboden zu Daniel (beides ex-Studienkollegen und Freunde unseres Sohnemannes Hannes) gefahren. In Millstatt haben wir zusammen zu Abend gegessen und der Bar direkt auf dem See einige Plauderstündchen verbracht.

Reine Gehzeit: 6 1/2 Stunden.
Do, 02.07.09: in Molzbichl habe ich die Wanderung wieder aufgenommen und bin über den Weiler St. Peter zur Handelsstadt Spittal gelangt. Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten dieser Stadt sind das berühmte Schloss Porcia und das Rathaus (beides 16. Jahrhundert) sowie die Kirche Mariä Verkündigung.

Weiter ging es über die Tiroler Straße stadtauswärts. Wald- und Wiesenwege führten mich nach Freßnitz und zur Kirche St. Peter im Holz. In unmittelbarer Nähe der Pfarrkirche - schöner gotischer Bau mit gleich zwei Fresken des Hl. Christophorus - lag früher die römische Stadt Teurnia, auch Bischofssitz (4. Jahrhundert).

Der Weg führte bergab, vorbei an den Ausgrabungen und Fundamenten der frühchristlichen Bischofskirche, nach Lendorf, wo ich eine längere Mittagspause, aufgrund des einsetzenden Regens, einlegte.

Vorbei an der spätgotischen St.-Magdalena-Kirche und über die Möllbrücke gelangte ich nach Sachsenburg (von der ursprünglichen Befestigungsanlage sind noch Teile der Ringmauer erhalten). Über den angenehmen Drauradweg pilgerte ich weiter bis nach LIND IM DRAUTAL. Dort übernachtete ich im Gästehaus "Schall".

Gehzeit: 8 Stunden.

Einige Begebenheiten dieses Tages:
"Bei teilweise sehr warmen Wetter waren die Stechmücken an der Drau eine Plage. Man war gezwungen, ständig weiterzumarschieren und auch die Radfahrer immer im Auge zu behalten. Es waren nur einzelne, die unterwegs waren, sonst hat man auf diesen ebenen Abschnitten und auch auf den Wiesen- und Waldwegen genügend Zeit in sich zu gehen, meditierend, betend und auch singend.

Was mich noch plagte an diesem zweiten Pilgertag war eine Blase am linken Fuß. Durch einen operativen Eingriff konnte ich diesen Schmerz aber beheben. Buße gehört ja auch zu einer Pilgerwanderung, man muß es nur immer positiv sehen.

Unterwegs auf einer Forststraße wollte ein Autofahrer mich ein Stück des Weges mitnehmen, ich habe aber dankend abgelehnt!

Nach Sachsenburg machte ich die Feststellung, dass der Pilgerstab nicht nur zum Wandern geeignet ist, sondern auch Gefahren von sich abzuwenden. Ein Hund hatte sich mir in den Weg gestellt und ich mußte mich, in diesem Falle mit dem "Stock", gegen ihn erwehren."

Fr, 03.07.09: Nach dem Frühstück begann der dritte Wandertag von Lind nach Kleblach - Blaßnig auf den Sattel - Kirche St. Lambert - Lengholz - Freskenkirche St. Georg - Gerlamoos (Heimatgemeinde des österreichischen Skirennläufers Fritz Strobl) - Steinfeld. Dort begann der Bienenwanderweg (lohnender Rundweg auch für Imker) und Baumlehrpfad, vorbei an der Martinskirche/Steinfeld, dem Panoramaweg folgend durch Wiesen und kurze Waldstücke nach Greifenburg.

Vor diesem Ort hat mich ein Geierpärchen ein Stück des Weges begleitet. Ganz unverhofft kam ein Geier im Sturzflug in meine Nähe; der Pilgerstock gab mir Sicherheit (danke Tonl für Deinen Stock) und so konnte ich ihn wieder vertreiben. Wahrscheinlich war in der näheren Umgebung ihr Horst. Dieser Pilgerstab hilft auch so manches andere Hindernis zu bewältigen.

In Greifenburg gönnte ich mir wieder die Mittagspause, um dann auf einen landschaftlich schönen Panoramaweg nach Berg im Drautal und auf einer weiteren Panoramastraße (asphaltiert) an der Kirche von Obertrallach vorbei ins Tal hinunter nach Dellach zu gelangen.

Ungefähr 10 km ging ich dann den Schotterdrauradweg entlang nach OBERDRAUBURG und übernachtete dort im Gasthof Pontiller.

Gehzeit: 9 1/4 Stunden.

Auf diesem Abschnitt des Pilgerweges ist keine Jakobskirche anzutreffen.

Es ist dies der Tag der Bienen-, Wiesen-, Wald- und lohnenden Panoramawege. Durch die genaue Beschreibung im Wanderführer von Peter Lindenthal "Auf dem Jakobsweg durch Süd-Österreich, Slowenien, Ost-, Süd- und Nordtirol", aber schlechte bzw. ungenügende Jakobsbeschilderungen, braucht man oft auch Phantasie den richtigen und angenehmen Feldweg zu finden.

Nachdem man auch z.T. den Drauradweg flußaufwärts wandert fällt einem immer wieder auf, dass die Drau erkenntlich kleiner wird, dafür das Wasser merklich schneller fließt.

Einige Anmerkungen zu einzelnen Ortschaften auf diesem Teilstück:
"Am Waldrand über Gerlamoos liegt die unbedingt zu besuchende "Freskenkirche". Im Innenraum der Kirche an der Nordwand sind drei Streifen von Bildfeldern aus der Georgslegende, der Kindheitsgeschichte Jesu und der Passion des berühmten Künstler und Malers Thomas von Villach zu sehen.
Steinfeld war im 15. Jahrhundert das Zentrum des Gold- und Silberbergbaus zwischen Oberdrauburg und Sachsenburg und sogar Sitz eines Berggerichts.
Der Markt Greifenburg wurde urkundlich bereits im Jahre 1230 erwähnt und entstand am Fuße der etwas älteren Greifenburg. Berühmte Geschlechter waren die wechselnden Besitzer des Schlosses: die Herzöge von Kärnten, die Herzöge Albrecht und Otto von Österreich, die Grafen von Görz, die Habsburger, die Grafen von Ortenburg und bis 1943 die Grafen Orsini-Rosenberg (entnommen aus dem Wanderführer).
Oberdrauburg: die Siedlungsgeschichte dieses strategisch günstig gelegenen Marktes geht bis in die Römerzeit zurück. Für die Römer war "Castrum Trabure" eine wichtige Station in ihrem Straßennetz."

Sa, 04.07.09: Start in Oberdrauburg um 8.30 Uhr. Dem Fahrradweg und der Drau entlang ging es über Ötting zur schon von weiten sichtbaren Marienkirche von Unterpirkach bis nach Oberpirkach und erreichte flußaufwärts die Draubrücke bei Nikolsdorf, das schon in Osttirol liegt. Den Kärntner Jakobsweg ab Völkermarkt habe ich somit hinter mir, die Stadt Lienz vor mir.
Schon die Römer erkannten die strategisch wichtige Lage des Lienzer Beckens und errichteten hier den Stützpunkt Aguntum. Ab dem 11. Jahrhundert begann die Rodung und Besiedelung der Ebene zwischen Drau und Isel. Im 13. Jahrhundert wurde Lienz (mit dem Schloss Bruck als Wohnsitz) Residenzstadt der Grafen von Görz und politisch-kulturelles Zentrum.

Dort ging es weiter über Amlach nach Leisach, dann zuerst über einen Feldweg und anschließend asphaltierten Güterweg nach Burgfrieden mit seiner Lourdeskapelle. Ein Eintrag in das Buch "Jakobsweg in Tirol", das in der Kapelle auflag, durfte nicht fehlen.

Ein Jakobspilger aus Villach machte am 25.06.09 folgenden Eintrag:
"Herr, ich sehe Deine Welt, die Wunder Deiner Schöpfung. Danke, dass ich das alles erleben kann. Bleibe bei uns auf allen Wegen, die wir einschlagen."

Aus diesem Buch konnte ich auch ersehen, dass mehrere Einzelpersonen als Pilger unterwegs sind, nicht nur ich!

Die Lienzer Klause ließ ich hinter mir und erreichte gegen 18.00 Uhr über die alte Römerstraße das Dorf THAL.

Gehzeit: 7 3/4 Stunden.

Unterwegs wurde mir von einer gastfreundlichen Familie am Jakobsweg wiederum ein erfrischendes Getränk gereicht. Ich war wirklich durstig an diesem warmen und schönen Sommertag.
In Thal endete der zweite Teil meiner Wanderung auf dem Jakobsweg. Als ich dort eintraf, spielte gerade die Musikkapelle von Assling einen schneidigen Marsch auf, aber nicht wegen mir, sondern weil die Feuerwehr ihr 100-jähriges Bestandsjubiläum feierte.
Ich dachte mir, ein würdiger Abschluss und nachdem morgen Sonntag ist und auch die Pilger Anrecht auf einen Ruhetag haben, wurde ich gütigerweise an der Römerstraße abgeholt.

Einige Nachbetrachtungen zu diesen vier Pilgertagen:
"Der Pilgerstab war mein treuer Begleiter (siehe auch einige Anmerkungen dazu).

Der Rucksack auf meinem Rücken wog zwischen 9 und 10 kg. Man hat allerhand mitzunehmen: Kleidung, Schuhe zum Wechseln, Regenschutz, Brillen, Erste-Hilfe-Set, Fotoapparat und einiges zum Trinken und Essen.

Was sah ich so alles auf dem Pilgerweg? Natürlich viele Kirchen, z.T. offene, andere entlegenere gesperrte. Bildstöcke und Kruzifixe waren auch gar einige am Wegrand zu sehen.

Herrliche Kulturlandschaften, viele Mais- und Kornfelder; nette, sympathische Leute, die grüßen und gegrüßt werden; Auto- und Motorradfahrer, welche auf kurz begangenen Landstraßen vorbeifuhren; Jogger, Radfahrer, Pferdegespann und Reiter auf Uferstraßen; Hunde und andere Kleintiere, die sich auf einem Hof wohlfühlen; Fische, Wildenten und Paddler in oder auf der Drau; Rehe, Wildhasen, Geier und andere Vogelarten, die sich bemerkbar machen; sämtliches Ungeziefer, welches auch lästig sein kann.

Wem ich bis heute noch nicht begegnet bin ist ein zweiter Jakobspilger durch Kärnten und Osttirol. Aber nachdem ich diese Pilgerwanderung heuer bis Innsbruck noch fortsetzen will, ist gut möglich, dass ich noch einen Jakobspilger antreffe.

Insgesamt war ich 31 1/2 Stunden unterwegs und habe ca. 118 km in 4 Tagen zurückgelegt; durchschnittlich sind das ca. 30 km pro Tag.